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Farbe und Klang Ton in Ton

30 JAHRE ORCHESTERHAUS

03/12/21 Auch schon wieder dreißig Jahre her... Beim ersten Besuch im Orchesterhaus im Nonntal war das Gemälde Arkadien von Hermann Kremsmayer noch gar nicht an der Bühnenrückwand. Schon bald, 1991, schuf der in Salzburg geborene Künstler die erste Fassung. 2016 hat er sein eigenes Werk erweitert und verändert. Auch sonst ist im Orchesterhaus immer etwas – Neues – los.

Von Heidemarie Klabacher

Das 1991, vor dreißig Jahren, eröffnete Orchesterhaus des Mozarteumorchesters erzählt also nicht nur Geschichten von und über Musik, es hat auch ein ganz zentrales Kapitel Bildender Kunst aufzuweisen. Das spätere Orchesterhaus im Petersbrunnhof wurde nach Plänen des Architekten Franz Fonatsch 1991 saniert und adaptiert. Damals schuf Hermann Kremsmayer die Urfassung seines Gemäldes, Öl auf Holzpanelen. Bis 2016 betrat man mit dem großen Saal im Orchesterhaus – heute ist es der DI Angela Ferstl Saal – dieses heitere und doch überaus vielschichtige Arkadien. 25 Jahre später etwa musste der Künstler wieder zum Pinsel greifen und Hand an ein fertiges Kunstwerk legen.

„Um die Akustik im großen Orchestersaal zu optimieren wurde es notwendig die Tafeln der großflächigen Wandmalerei neu zu ordnen. Daher bekam der Künstler den Auftrag Pentimenti an seinem Werk anzubringen“, heißt es in der Dokumentation „Kunst am Bau“. Pentimenti meint „Veränderungen“, ein wenig vereinfacht gesagt. Solche kommen in der Malerei natürlich ständig vor, bis ein Werk fertig ist. Nach einem Vierteljahrundert sind sie jedenfalls keine Selbstverständlichkeit: „Nach 25 Jahren Pentimenti anzubringen ist für den Künstler ein Auftrag, sein eigenes Werk zu reflektieren, darin Verborgenes zu erkennen und malerisch zu aktivieren. Und somit Werkgeschichte zu bewirken“, schrieb Hermann Kremsmayer über die Veränderung und Erweiterung seines ursprünglichen Werks. 18 Meter umfasst Arkadien heute.

„Die Übermalung erstreckt sich über sämtliche Tafeln der Wandgliederung. Die ursprüngliche Komposition bleibt weitestgehend erhalten. Durch das Schrägstellen der Bildträger werden die Mehrdeutigkeiten der malerischen Raumillusion verstärkt. Aus der Energie des ursprünglichen Bildaufbaus werden intensive emotionale Farbwelten sichtbar verlebendigt. Die Malerei zeigt sich selbstbewusster, die Saalwand ist in ihrem Bildcharakter deutlicher. Klänge finden einen malerisch aufgeladenen Ort.“ Das kann man schöner nicht sagen. Tatsächlich ist jeder Besuch im Orchesterhaus – dort probt ja nicht nur allein das Mozarteumorchester, der Saal kann von anderen Veranstaltern gemietet werden – immer auch die anregende Begegnung mit dem Kunstwerk. Ein Weg nach Arkadien.

Ursprünglich hatte das Mozarteumorchester keinen ständigen Probensaal. Das Mozarteumorchester erinnert sich zum Jubiläum seines fixen Domizils: „Mal wird in der damals noch nicht renovierten Aula, mal im Malersaal des Großen Festspielhauses geprobt. Jedoch nie unter optimalen Bedingungen, was Platz und Akustik angeht. Räumlichkeiten zum Einspielen oder für ein Instrumenten-Depot fehlen ebenso, von einem Ort des Miteinanders und des kreativen Austausches einmal ganz abgesehen.“

Verschiedene Standorte seien diskutiert worden, sogar „ein Aufbau auf die Szene mitten in der Stadt“. Dann wurde es der Petersbrunnhof. Die Bühne im heutigen DI Angela Ferstl Saal bietet „Raum für die größten symphonischen Besetzungen und gleichzeitig auch noch rund 300 Sitzplätze für Publikum“. Technisch ist der Saal auf der Höhe der Zeit, in die Bühnentechnik, Ton, Beleuchtung, wurde erst kürzlich investiert. Am anderen Ende des Glas-Foyers liegt der kleinere Dr. Wehrle Saal, der für Kammermusik genutzt wird und wo das Mozarteumorchester etwa seine Pressekonferenzen hält. Dazu kommen Einspielräume, Garderoben, Instrumenten-Depot, Büros für das Orchestermanagement, Noten-Bibliothek, Kantine sowie Gastronomie bei Veranstaltungen „und nicht zuletzt die passgenaue Garage, die den Orchesterwarten die Instrumententransporte ermöglicht, wenn Auftritte bei den Kooperationspartnern Salzburger Festspiele, Mozartwoche, Kulturvereinigung oder Landestheater anstehen“.

„Das Orchesterhaus des Mozarteumorchesters ist eine wichtige Institution unseres Bundeslandes und trägt dazu bei, dass Salzburg ein vielfältiges und renommiertes Kulturland ist. Gemeinsam mit dem Schauspielhaus und dem Haus der Volkskulturen bildet das Orchesterhaus das beliebte Kulturquartier Nonntal“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn anlässlich des Jubiläums. Das Orchesterhaus soll noch stärker in der Kulturlandschaft verankert werden: „Das Haus als eigene Spielstätte zu etablieren“, sei eine der Hauptaufgaben des im Sommer 2020 bestellten Orchesterdirektors Siegwald Bütow.

Neu sind denn etwa die Reihe HEIMSPIEL mit symphonischen Programm-Raritäten oder das Artist in Residence-Programm mit Herbert Schuch unter dem Titel PIANOpiano. Eine bereits bestehende Kammermusikreihe wurde erweitert und eine Kooperation mit dem Blasmusikverband Salzburg, in nachbarschaftlicher Nähe im Haus der Volkskultur beheimatet, lässt diese beiden Institutionen noch enger aneinanderrücken. „Unzählige Konzerte, Proben und andere Veranstaltungen haben hier stattgefunden und es ist eine beglückende Perspektive, das in die weitere Zukunft führen zu können“, sagt Orchesterdirektor Siegwald Bütow. Der Mehrwert der Institution Orchesterhaus sei mit Händen zu greifen: „Nicht umsonst blicken andere österreichische Klangkörper ein bisschen neidisch auf dieses Zuhause des Mozarteumorchesters.“

www.mozarteumorchester.at
Bilder: Land Salzburg / Otto Wieser / www.kunstambau.at (3); Filmstill aus dem März-Lockdown-Videoprojekt Brandenburgische Konzerte der Bachgesellschaft und der Universität Mozarteum (1)
 

 

 

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