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Sumpfgras, Kaserne, Baumwollfabrik

HINTERGRUND / QUARTIER RIEDENBURG

01/04/21 Kunst am Bau im neuen Quartier Riedenburg? Es ist ein eigentlich immer noch ganz neuer Stadtteil in unmittelbarer Zentrumsnähe – und war sehr lange Zeit eigentlich Terra incognita. Wie macht man hier sinnvoll „Kunst am Bau“? Das Projekt Ried von Karl-Heinz Klopf.

Von Cay Bubendorfer

Im Jahr 2019 hat die Kulturabteilung der Stadt Salzburg gemeinsam mit dem Kunstbeirat einen geladenen Wettbewerb für eine künstlerische Intervention im Quartier Riedenburg ausgelobt. Eine Fachjury kürte das Projekt „Ried Relief“ von Karl-Heinz Klopf zum Wettbewerbssieger. Seine Relief-Interventionen markieren seit Kurzem die  Hauptzugänge zum Quartier Riedenburg.

Hinter der „Riedenburg“ steckt eine lange Geschichte mit verschiedenen Facetten. Bevor Ende 2019 das neue Quartier Riedenburg mit Wohnungen, Geschäften und Büros, Gesundheits- und Sozialangeboten, Kindergarten und Café fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben wurde, war das rund 35.000 Quadratmeter große Gebiet so etwas wie ein „blinder Fleck“ auf dem Stadtplan. Denn rund dreihundert Jahre lang war das Karree zwischen Neutorstraße, Moosstraße, Sinnhubstraße und Leopoldskronstraße militärisch genutzt und für die Öffentlichkeit weder einsehbar noch zugänglich. Und davor – bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, war die Gegend vor den Toren der Stadt, im Schutze des Rainbergs ein Teil des Leopoldskroner Moors und wesentlich von „Ried“ (Sumpfgras) bewachsen. 

Mit seinem Projekt „Ried“ nimmt der in Wien lebende Künstler Karl-Heinz Klopf Bezug auf die Historie des Ortes. Die Jury hat seinen Entwurf für zwei „Ried-Reliefs“ im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs für eine künstlerische Intervention im Quartier Riedenburg, den die Kulturabteilung der Stadt gemeinsam mit dem Kunstbeirat ausgeschrieben hatte, einstimmig zum Siegerprojekt gewählt. „Das Projekt von Karl-Heinz Klopf reflektiert die ursprüngliche Naturlandschaft im Bereich der Riedenburg, die auch namensgebend für das Areal war. Der Künstler greift das ‚Ried‘ als Leitmotiv auf und gestaltet den nördlichen Eingang zum Wohnquartier im Sinne eines Portals. Inhaltliche Bezüge zu Torsituationen im Bereich der Salzburger Altstadt sind gegeben und nachvollziehbar gestaltet“, so die Jury in ihrer Begründung. Ihr Resümee: „Das Projekt überzeugt durch Klarheit in der Aussage und inhaltlicher Korrespondenz mit der Architektur des Areals.“

Ausgehend von einer abstrahierten Zeichnung von Ried-Gras hat Karl-Heinz Klopf ein vertikal gegliedertes Relief aus Aluminiumprofilen gebildet. Das neu „gewachsene“ Ried geht – Ton in Ton mit der Fassadenfarbe  – mit der neuen Architektur des Wohnquartiers eine Symbiose ein. Reizvolle Tiefe und organische Lebendigkeit entsteht durch das Spiel von Licht und Schatten, das mit dem Stand der Sonne wechselt. Von der Neutorstraße aus kommend markieren die beiden Ried-Reliefs die Zugänge.

Sie können als Neuinterpretation von historischen Wappen, Emblemen oder Skulpturen betrachtet werden, wie sie häufig über Toreinfahrten, Portalen und an Fassaden in Salzburg zu sehen sind“, erläutert Karl-Heinz Klopf. Mit Blick vom Vorplatz auf den Eingangsbereich lassen sich weitere feine Bezüge zum historischen und architektonisch gewachsenen Umfeld entdecken.

Von hier aus wird nämlich sichtbar, dass die vertikale Ried-Struktur die Veranda- und Fenstergliederung der links gelegenen Biedermeier-Villa zitiert. Und wenn man durch den neuen Namen des Vorplatzes „Kattundruckerplatz“ daran erinnert wird, dass an diesem Standort einst eine Kattunfabrik stand und hier Baumwollstoffe bedruckt wurden, lassen sich Ried-Reliefs sogar als überdimensionale Druckmodel interpretieren.

Bilder: Stadt Salzburg

 

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