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In zehn Wochen haben wir Ende März...

LOCKDOWN / KULTUR

17/01/21 Die Friseure haben es gut, die Krämerseelen ebenso – und immerhin auch die Museen: Am 8. Februar werden sie wieder öffnen dürfen, so die aktuelle Versprechung von Kurz heute Sonntag (17.1.). Im Februar sieht der Bundeskanzler keine Möglichkeit, Gastronomie und Hotellerie zu öffnen“. Über Opernhäuser, Theater und Konzertsäle brauchen wir da also auch nicht ernsthaft nachzudenken.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Pressegespräch heute Vormittag war im Prinzip eine einzige Hiobsbotschaft. Bis Mitte Februar soll wöchentlich evaluiert werden, ob eine Öffnung im März möglich ist. Es sitzen also diesmal Wirte, Hoteliers und Kulturveranstalter im selben Boot, und das sitzt im Moment auf Grund. Ein Steigen des Wasserstands ist in Bälde gewiss nicht zu erwarten.

Allfälliger Optimismus (Spurenelemente davon soll es ja noch geben) wird auf eine harte Probe gestellt. Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der heutigen Ankündigung des fortgesetzten Lockdowns: „In zehn Wochen haben wir Ende März, dann beginnt die Osterwoche.“ Anschober redet da also von einem Zeithorizont von zweieinhalb Monaten. Bis dahin, so der Gesundheitsminister, sind mindestens 600.000 vulnerable Menschen geimpft. Bei entsprechender Zulassung von Impfungen könnten im günstigsten Fall sogar 1,6 Millionen Meschen immunisiert sein. „Und es wird wärmer!“ Beides sei „schlecht für's Virus und gut für uns“.

Was wohl sein muss (und was sachlich und einsichtig vermittelt wurde in dem Pressegespräch): Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigten, dass man für Lockerungen derzeit teuer zahlt. Sebastian Kurz nannte Südtirol als Beispiel, wo nach zehn Tagen schon wieder ein allgemeiner Lockdown verhängt wurde. „Wir haben alle nichts davon, nur für kurze Zeit aufzumachen. Eine Öffnung wäre nicht Mut, sondern Leichtsinn, gar Fahrlässigkeit.“

Das formulierte Ziel von Kurz und Anschober: die Sieben-Tage-Inzidenz auf unter fünfzig zu drücken und eine Reproduktionszahl von 0,8 oder darunter zu erreichen. Andernfalls würden, weil die hoch ansteckenden Virusmutationen zirkulieren, die Infektionszahlen in die Höhe katapultiert. Vizekanzler Kogler am frühen Nachmittag: „Die Medizin schmeckt nicht, aber sie wirkt am besten in diesem Maßnahmebündel.“

Wie sich damit das weitere Offenhalten der Skigebiete verträgt, bleibe dahingestellt. Dass man Home Office nicht vorschreibt, wo es denn möglich wäre, ist ebenfalls nicht leicht zu verstehen. Auch wenn der Mindestabstand zwischen Menschen nun auf zwei Meter hinaufgeschraubt wird, wenn das Tragen von FFP2-Masken schon vor dem 25. Jänner „dringendst empfohlen“ wird: Die Lobbys im Hintergrund schlafen nicht, obwohl die Notwendigkeit „den Zusammenhalt wieder zu festigen“ allgemein beschworen wird. Es gelte, „nicht in Parteien, Bünden und Ländern zu denken, sondern das Richtige zu tun“, so der steiermärkische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. „Es gibt keine Alternative zur Gemeinsamkeit.“

Zur Kultur meldete sich am frühen Nachmittag in einem weiteren Pressegespräch Staatssekretärin Andrea Mayer zu Wort. Sie wolle „keine falschen Hoffnungen machen“. Auf Theater und Oper werde man noch längere Zeit verzichten müssen. Bis zu dreißig Prozent Ausfalls-Bonus, nun den Wirtschaftstreibenden versprochen, werde auch für Kulturveranstalter und Vereine gelten. „Alle Unterstützungsmaßnahmen, die bisher für freischaffende Künstlerinnen und Künstler bereitgestellt wurden, werden bis Ende Juni fortgesetzt“, kündigte Andrea Mayer an, „auch wenn der Lockdown beendet und Engagements in eingeschränktem Maß wieder möglich sein werden“. Der NPO-Fond werde nachgebessert und nicht nur jenen Veranstaltern zugute kommen, die behördlich geschlossen sind. Zum Wiederöffnen: Am „Reintesten“ wird kein Weg vorbei führen. „Das Testen wird sich noch viel mehr in unserem Alltag niederschlagen“, so Andrea Mayer. Am 8. Februar werden nicht nur Museen, sondern auch Bibliotheken wieder aufsperren.

Die Schulen sollen nun nach den Semesterferien wieder geöffnet werden. Das heißt für Wien und Niederösterreich mit dem 8. Februar, für alle anderen Bundesländer (deren Ferienwoche zusammengeführt wird) mit 15. Februar. Bildungsminister Faßmann: „Man hätte auch einen größeren Vereinheitlichungsschritt andenken können, aber der ist nicht zustandegekommen.“ Der ausgearbeitete Plan für die Schulen – Masken, Schnelltests, Verkleinerung der Gruppen – sei beispielhaft gewesen im internationalen Vergleich. „Jetzt hat uns die englische Virusvariante einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Epidemiologen schlagen jedenfalls Alarm, was die Folgen der Virusmutation betrifft. Ihrem Rat hat sich die Regierung nun angeschlossen. Immerhin lässt eine Aussage von Oswald Wagner (MedUni Wien) hoffen: „Völlig klar ist, dass Corona eine völlig normale Krankheit sein wird, wenn die vulnerablen Menschen geimpft sind.“ Im Umkehrschluss heißt das für die Kultur: Glauben wir eher an eine nach-österliche Auferstehung als an den 8. Februar. Aber wenigstens die Blumenläden sollten am Valentinstag (14. Februar) die Nachfrage befriedigen dürfen. Überreichung bitte mit FFP2-Maske!

Bilder: Filmstills der ORF-Übertragung der Pressekonferenz

 

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