Wo man kosmopolitisch kraxeln kann
HINTERGRUND / ARCHITEKTURPREIS DES LANDES
27/09/18 „Wir sind einer langjährigen Forderung der Architekturszene nachgekommen und haben die Sparte Architektur den anderen Kunstgattungen gleichgestellt“, sagt Landesrat Heinrich Schellhorn über den Architekturpreis des Landes Salzburg, der heute (27.9.) Abend vergeben wird.
Den Preis gibt es zwar schon seit 1976 (das Land Salzburg war damals das erste Bundesland, das einen Architekturpreis auslobte) und er wird zum 16. Mal vergeben, aber neuerdings steht er nicht nur für ehrenvolles Lob, sondern er ist auch mit Geld verbunden. Zum zweiten Mal gibt es für die Preisträger 10.000 Euro. Zuerkannt wurde die Auszeichnung diesmal den Schöpfern der Boulderbar: Der Entwurf stammt vom Architekturbüro hobby a (Wolfgang Maul, im Bild rechts unten)., das Farbkonzept von Christian Steinwender. Für die technische Planung zeichnen Forsthuber ZT Ingenieure verantwortlich. Die Boulderbar befindet sich in der Gewerbebetriebs-Pampa in Schallmoos, hinter dem Bauhaus.
Die Jury, bestehend aus dem Architekturkritiker Christian Kühn sowie den Architekten Laura P. Spinadel und Stefan Marte. Sparte nicht mit Lob: „Die Boulderbar Salzburg stiftet globale Empfindungen, es ist ein Ort, in dem auch Kosmopoliten das Gefühl haben, daheim zu sein“, heißt es in der Begründung. Mag sein, dass die eher wenig kosmopolitische Grundstimmung in dieser Stadt daher rührt, dass zu viele Leute sich in falschen Stadtteilen aufhalten. Man sollte wohl viel öfter Schallmoos durchstreifen, am besten selber boldernd oder den anderen beim Kraxeln zuschauend. Das geht nämlich: „Die einst leer stehende Industriehalle wurde mit präzisen architektonischen und künstlerischen Mitteln neu kodiert und leistet durch die neue Nutzung einen Beitrag zur nachhaltigen Belebung des Quartiers: Der Vorhang kann hier gleichsam Tag und Nacht aufgehen – die monumentalen Schiebewände des Bestandes wurden so belassen, dass sich die Boulderbar zum öffentlichen Raum erweitern kann.“ Formuliertechnisch haut die Jury ordentlich auf den Putz: „Hier hat die Architektur Kraftfelder entstehen lassen und die Dynamik des sozialen Raums sowohl indoor als auch outdoor neu erfunden.“
Seit dem Jahr 2000 wird der Preis regelmäßig alle zwei Jahre vergeben. Die Auszeichnung wird für Bauwerke im Bundesland ausgesprochen, die zum Zeitpunkt der Einreichung nicht länger als drei Jahre fertiggestellt sein dürfen. „Außerdem vergeben wir gleichzeitig mit dem Preis ein Stipendium in der Höhe von 5.000 Euro an junge Architektinnen und Architekten aus Salzburg. Diese Förderung von Talenten ist mir persönlich ein besonderes Anliegen“, so der Kultur-Landesrat Schellhorn.
Dieses Förderstipendium geht diesmal an das Projekt „Flussraum Salzach – Transformation zur Lebensader“ von Horst Lechner und Lukas Ployer. Anerkennungspreise gab es für die Wohnhausanlage Saalachstraße/Rottweg in Salzburg-Liefering, die neuen Probebühnen des Salzburger Landestheaters, das alpine Haus „Auf der Postalm“ in Abtenau, das Wasserkraftwerk Gündlhof in Saalbach-Hinterglemm sowie für die Bergkapelle Kendlbruck in Ramingstein. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)