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Die Sicht des politischen Chefs

DOKUMENTATION / KULTURENTWICKLUNGSPLAN / INTERVIEW

12/12/16 Das Land Salzburg erstellt derzeit einen Kulturentwicklungsplan, der als Grundlage für das künftige kulturpolitische Handeln dienen soll. Im Vorfeld wurden dazu über 60 Persönlichkeiten aus dem Salzburger Kunst- und Kulturbereich befragt. Auch Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn hat diese Interview-Fragen beantwortet, quasi „ außer Konkurrenz“. Im Kunstbericht, der anlässlich der Kulturpreisverleihung morgen Dienstag (13.12.) vorgestellt wird, sind die Antworten abgedruckt.

Welche drei Begriffe fallen Ihnen ein, wenn Sie an „Kultur“ und „Bundesland Salzburg“ denken?

Heinrich Schellhorn: - Thomas Bernhard, als wichtiger „Salzburger“ Schriftsteller
- Salzburger Festspiele mit der Pernerinsel in Hallein, als Ort außergewöhnlicher Theaterproduktion,
- Lungauer Dialektband „Querschläger“, weil sie einen zeitgenössischen Zugang zu den kulturellen Wurzeln unseres Landes repräsentieren.

Mit welchen kulturellen Entwicklungen der letzten Jahre im Bundesland Salzburg sind Sie besonders zufrieden?

Heinrich Schellhorn: Mit der hohen und stetig steigenden Resonanz und Frequenz an Publikum in allen kulturellen Bereichen.

Und mit welchen kulturellen Entwicklungen der letzten Jahre im Bundesland Salzburg sind Sie überhaupt nicht zufrieden?

Heinrich Schellhorn :Bei dieser Frage bin ich befangen. Dennoch möchte ich festhalten: In den letzten Jahren ist im Kulturland Salzburg viel aufwärts gegangen, ich kann keine „Entwicklung nach unten“ verzeichnen. Einen Verbesserungsbedarf sehe ich bei den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Künstlerinnen und Künstler und in der Absicherung und im Ausbau des kulturellen Angebots in den Regionen.

Womit kann das Bundesland Salzburg im kulturellen Vergleich zu anderen Bundesländern Ihrer Meinung nach besonders punkten?

Heinrich Schellhorn: - Jazzfestival Saalfelden, das ein besonderes Festival für zeitgenössischen Jazz ist
- Salzburger Festspielen, die Salzburg ein Alleinstellungsmerkmal geben
- Mozarteumorchester und Camerata, die Orchester von internationalem Rang sind
- Haus der Natur, das mit seinem Vermittlungsprogramm ein einzigartiges Museum für alle Menschen ist
- Museum der Moderne, das die höchste BesucherInnenfrequenz außerhalb von Wien verzeichnen kann
- Schmiede Hallein, die jährlich mehrere Hundert Kreative aus aller Welt zusammenbringt

Hochkultur, Volkskultur, Freie Kunst- und Kulturszene. Drei Begriffe, die im kulturpolitischen Diskurs häufig verwendet werden. Was fällt Ihnen in aller Kürze dazu mit Bezug auf das Bundesland Salzburg ein?

Heinrich Schellhorn: Zu den drei Begriffen fällt mir spontan ein Satz ein:
In Salzburg werden kulturelle Genre-Grenzen überwunden und abgebaut sowie Kultursparten übergreifende Projekte ermöglicht und gefördert.

Budgets werden auch als in Zahlen gegossene Politik bezeichnet. Im ordentlichen Voranschlag für das Jahr 2016 weist das Land Salzburg für die Gruppe „Kunst, Kultur und Kultus“ Ausgaben in der Höhe von 43,9 Mio. Euro aus, das sind 1,51 Prozent der Gesamtausgaben. Über die Verteilung der Mittel wurde und wird viel diskutiert. Wie lautet Ihr Statement dazu?

Heinrich Schellhorn: Das Kulturbudget weist trotz schwieriger finanzieller Ausgangslage eine starke Tendenz nach oben auf. 2017 und 2018 wird das Kulturbudget für das Bundesland Salzburg um jeweils 2 Millionen Euro erhöht. Davon entfällt mehr als die Hälfte auf Einrichtungen und Projekte der sogenannten Freien Szene.

Zur Vernetzung und Kooperation innerhalb des Kunst- und Kulturbereichs: Haben Sie sich in der letzten Zeit einmal gedacht, dass hier zwischen bestimmten Teilbereichen im Bundesland Salzburg mehr getan werden sollte? Falls ja, könnten Sie dies kurz ausführen?

Heinrich Schellhorn: Es sollten mehr Kooperationen zwischen den Großinstitutionen und Initiativen der Freien Szene stattfinden.

Und wie sieht es mit der Vernetzung und Kooperation zwischen dem Kunst- und Kulturbereich und anderen Bereichen im Bundesland Salzburg aus (z. B. Bildung, Wissenschaft, Soziales, Interkultur, Gesundheit, Wirtschaft, Tourismus etc.)? Wo und in welcher Form orten Sie hier Verbesserungsmöglichkeiten?

Heinrich Schellhorn: Ich hoffe, dass es künftig mehr kooperative Ideen gibt. Generell wurden bereits starke Akzente bezüglich zeitgenössischer Kulturproduktionen am Land gesetzt. Diese gehören weiter gemeinschaftlich ausgebaut. Es wäre wünschenswert, wenn die Salzburger Gemeinden ein Prozent ihres Budgets für zeitgenössische Kulturproduktionen vorsehen würden.

Nennen Sie bitte eine künstlerische bzw. kunstnahe Disziplin, die Ihnen nahe steht (z. B. Bildende Kunst, Tanz, Theater, Musik, Literatur, Film, Medienkunst, Medienkultur, Fotografie, Architektur etc.). Wo sehen Sie in Bezug auf diese Disziplin im Bundesland Salzburg besonderes Entwicklungspotenzial?

Heinrich Schellhorn: Ich bin ein großer Fan zeitgenössischer Architektur. Hier sind wir bereits mittendrin, das Potenzial zu entfalten. Es entsteht ein neues Zentrum für Architektur in der Riedenburg. Des Weiteren wurde der Architekturpreis heuer erstmals mit 10.000 Euro dotiert, um den Stellenwert der Architektur zu unterstreichen.

Benennen Sie bitte den Bezirk im Bundesland Salzburg, in dem Ihre kulturelle bzw. künstlerische Arbeit am stärksten verankert ist (Salzburg-Stadt, Flachgau, Tennengau, Pongau, Pinzgau oder Lungau). Welches für den Bezirk spezifische kulturpolitische Ziel sollte Ihrer Meinung nach in der nächsten Zeit vorrangig verfolgt werden?

Heinrich Schellhorn: Mein Anliegen ist, in allen Bezirken Salzburgs kulturelle Arbeit stärker zu verankern. So wurden die Förderungen der regionalen Kulturinitiativen - wie etwa das Kulturhaus die künstlerei in Tamsweg, der Kulturverein Das Zentrum in Radstadt und die Kunstbox in Seekirchen - erhöht. Diese sollen weiterhin gesichert werden.
Heinrich Schellhorn:Rückblickend auf 2016 ist der Pinzgau der Bezirk gewesen, wo mit White Noise in Wald im Pinzgau und dem Künstlersymposium ORTung in Stuhlfelden besonders viel an kultureller Regionalarbeit geleistet wurde.

Wie lauten Ihre Empfehlungen, um die überregionale und internationale Bedeutung des Kunst- und Kulturbereichs im Bundesland Salzburg zu erhöhen?

Verstärkte Kooperationen, verstärkte Vernetzung sowie Synergieeffekte herstellen. Ich rechne auch mit Impulsen des neuen Intendanten der Salzburger Festspiele, die eine wechselseitige Befruchtung der Salzburger Festspiele mit der lokalen Kulturszene ermöglichen und verstärken.

Bei welchen drei Themen sehen Sie aus kulturpolitischer Perspektive zukünftig die größten Herausforderungen für das Bundesland Salzburg? Bitte begründen Sie Ihre Einschätzung kurz.

Heinrich Schellhorn: 1. Die Absicherung der Kulturarbeit am Land Salzburg
2.
Eine gelungene Abstimmung des Kulturangebots auf das Publikum
3. Das kulturpolitische Motto "Kultur für Alle!" auch in Zukunft verstärken und den Weg in die heimische Kunst- und Kulturlandschaft für alle Salzburgerinnen und Salzburger noch leichter zugänglich machen. Dazu gehört auch die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen. Denn Kunst und Kultur dürfen nicht elitär sein.

Welche drei konkreten Maßnahmen würden Sie im Kunst- und Kulturbereich im Bundesland Salzburg sofort umsetzen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?

Heinrich Schellhorn: Einführung einer MuseumsCard, ganzjähriges Nutzungskonzept für die Pernerinsel in Hallein sowie Initiierung eines Festivals im Sinne des „Festivals der Regionen“ in Oberösterreich.

Welche Aktivitäten und Funktionen im Kunst- und Kulturbereich üben Sie derzeit aus?

Heinrich Schellhorn: Landesrat für Kultur und Soziales

Morgen Dienstag, (13.12.) findet um 18. Uhr in der Salzburger Residenz die Kunstpreisverleihung des Landes statt. Der Salzburger Komponist Gerhard E. Winkler wird mit dem Großen Kunstpreis für Musik des Landes Salzburg ausgezeichnet. Präsentiert werden auch sieben Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Bildende Kunst, Fotografie, Musik, Literatur, Medienkunst, Darstellende Kunst und Film, die ein Jahresstipendium des Landes Salzburg erhalten haben. Das sind Manfred Grübl, Anja Ronacher, Petra Nagenkögel, Chili Tomasson, Christoph Janka, Julia Schwarzbach und Mark Gerstorfer.
Weiters werden die Preisträger des Architektur-Preises, die Architekten Marte.Marte, und des Architektur-Preis-Stipendiums, Wilhelm E. Scherübl, vorgestellt. Auch die Urkunden an die Preisträgerinnen des Eligius-Schmuckpreises und des Soucek-Preises für Grafik werden an Lena Grabher und Eva Möseneder übergeben. Ebenfalls anwesend sein werden Hanna Sukare, Rauriser Literaturpreis, die aus eigenen Texten lesen wird, Carlos Peter Reinelt, Preisträger des Rauriser Förderungspreises, und Elke Laznia, Georg-Trakl-Förderungspreises für Lyrik. Der Lehrerinnen- und Lehrerpreis für Kulturvermittlung in Schulen geht an Rosemarie Rösler von der Neuen Mittelschule Tamsweg, und der Landespreis für Kulturelle Bildung wird ebenfalls von Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn verliehen. Ausgezeichnet werden das Projekt "Noahs Flut" vom Verein Bridging Arts Salzburg, gegründet von Gero Nievelstein und Frances Pappas, sowie das Projekt "A Scripted Situation" von Lisa Hinterreithner und Martina Ruhsam.
Bild: dpk-krie

 

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