Die Ursache(n) für so manches
REPORTAGE / STADTFÜHRUNGEN
07/09/16 Auch im Herbst – bis 11. November – gibt es anlässlich des Jubiläums Salzburg 20.16 kostenlose Sonderführungen der Salzburger Fremdenführerinnen und Fremdenführer: an jedem zweiten Freitag im Monat.
Ein paar Eindrücke von der letzten Tour: Es zeigte sich, dass die 200jährige Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich vor allem in der heimischen Bevölkerung beachtliches Interesse hervorruft, jedenfalls musste man zuletzt die Gruppe zweiteilen, so groß war der Andrang.
Im Chiemseehof beginnt die rund zweistündige Führung. Schon die ersten Minuten machen klar, dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer wohl vorbereitet sind. Jede Anekdote aus dem Mund der Führerin ruft Assoziationen, Ergänzungen und vor allem kluge Fragen hervor. Auf das gängige Bonmot aus der Zeit um 1816 – „Da ging es uns dreckig, dann ging es bergab“ – kommen beispielsweise detaillierte Auskünfte von Teilnehmern, warum das Leben damals ganz und gar nicht einfach war.
Auf dem Papagenoplatz vollzieht sich eine Zeitreise, hier steht vor allem der Zweite Weltkrieg im Fokus. Die Beschreibungen aus Thomas Bernhards „Die Ursache“ machen den Schrecken fast gegenwärtig. Vorbei am geheimen, weil heute privat gepflegten Garten der Trakls geht es zum Mozartplatz. Der hieß vor zweihundert Jahren noch Michaelerplatz, bis 1829 die ersten Mozart-Groupies gern gesehene Devisen in die Stadt brachten. Erst daraufhin wurde dem in seiner Geburtsstadt damals gar nicht so hoch gehandelten Komponisten ein Denkmal errichtet. Wo, das war eine heftig diskutierte Frage. „Die köstlichen Streitgedichte von damals sollten Pflichtlektüre für heutige Leserbriefschreiber werden“, sagt die Fremdenführerin.
Weiter geht es über den heute zum Glück nicht mehr mautpflichtigen Mozartsteg in Richtung Steingasse, wo früher alle Wasser-Gewerke ihren Sitz hatten, also Hafner, Wachszieher, Gerber oder Färber. Fast zu jedem Haus hat die Führerin Details, mal sind diese von historischer Bedeutung, mal von kulinarischer – immer aber wissenswert: von Robert Jungk über den Pferdefleischhauer und die „geläufigen Mädchen“ bis hin zur Trachtendynastie und zum Dreißigjährigen Krieg reicht die Themenpalette allein auf diesen vielleicht hundert Metern.
Durch die Linzergasse geht es zum Sebastiansfriedhof, wo unter anderem Leopold und Constanze Mozart begraben wurden. Während dieses Fleckchen inmitten der Stadt allein schon eine unvergleichbare Wirkung hat, so ist der Besuch mit einer kundigen Führerin ebenso zu empfehlen. Die dortige Runde zum Abschluss bietet wie schon die beiden Stunden zuvor unzählige Anhaltspunkte, die dazu einladen, sich intensiver mit der Geschichte Salzburgs auseinanderzusetzen. (Landeskorrespondenz)