Geschützt und angezogen
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
27/07/16 Morgen Donnerstag (28.7.) also werden die Festspiele endlich eröffnet, am siebenten Tag nach ihrem Beginn. Ist ja nur Formsache. Was schwerer wiegt: Kein Bundespräsident, keine Militärmusik, keine Soldatenformation zum Abschreiten! Wie gut, dass Salzburg eine reiche Schützentradition hat.
Die Struberschützen Golling mitsamt Trachtenmusikkapelle springen in die Bresche. Genau gesagt: die Historischen Struberschützen Golling. So heißen sie korrekt. Von folkloristischen Gruppen, die vor allem in den 1970er Jahren in großer Zahl gegründet wurden, unterscheiden sich die „historischen“ Kompanien dadurch, dass sie tatsächlich älter sind. Die gegenwärtige Gollinger Schützenkompanie wurde zwar erst im Revolutionsjahr 1848 gegründet, aber da waren wahrscheinlich noch Leute am Leben, die sich erinnerten, wie man sich 1809 wehrhaft am Paß Lueg gegen die Franzosen stemmte.
Wir sind stolz, dass die Struberschützen morgen ganz toll aussehen werden. Das wäre vor anderthalb Jahren noch nicht so gewesen. Ihre Klamotten waren nämlich schon recht abgenützt, und 2010 gab es deshalb einen feinen Schaukampf zwischen ihnen und der damals für die Volkskultur zuständigen Landesrätin Doraja Eberle. Die wollte von Subventionen für neue Monturen partout nichts wissen und beschied den stolzen Schützen, sie seien bis dato ja auch nicht nackt gegangen. Der Wort-Donner aus dem Tennengau war lauter als alle Gewehre zusammen.
Unterdessen sind die Historischen Struberschützen nicht nur nicht nackt, sondern neu gewandet. Sie werden also auf dem Residenzplatz, wo morgen Donnerstag (28.7.) ab 10.20 Uhr Salut geschossen wird, gute Figur machen. Übrigens: Sie schießen nicht scharf, aber immerhin mit echt aussehenden Gewehren. Viele Schützen in Salzburg haben ja nur Prangerstutzen. In beiden Fällen gilt aber: Heraus kommt Schall und Rauch.