Auf die Köpfe kommt es an
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
03/05/16 Eine gute Sache, wenn jemand von außen auf Salzburgs Kultur schaut (auf jene im ganzen Land wohlgemerkt) und der Politik Tipps gibt. Insofern ist Geld, das in einen Kulturleitplan investiert wird, ganz gewiss nicht zum Fenster hinausgeschmissen.
Es schadet auch nicht, wenn dann irgendwo ganz deutlich festgeschrieben steht, wo unterversorgte Gebiete bestehen und welche Sparten förderpolitischen Input nötig hätten. Fein, dass ein Beratungsunternehmen aus einem anderen Bundesland federführend sein wird beim Erstellen des Kulturentwicklungsplans: Außenperspektive ist wichtig. Die Damen und Herren aus dem kultur-investitionsfreudigen Oberösterreich werden sich wundern, was für kleine Brötchen hierzulande gebacken werden. Gut, dass das Bäckerschupfen nicht mehr gebräuchlich ist.
Wunder darf man sich von einem solchen Gedankensammlungs-Prozess freilich nicht erwarten: Schaut man über dreißig, vierzig Jahre zurück, dann fällt ja auf, dass Kultur-Blüten nur ausnahmsweise aufgrund infrastruktureller Düngung, sondern mehrheitlich wegen der beharrlichen und kreativen Pflege durch einzelne hellwache und initiative Persönlichkeiten aufgegangen sind.
Was war für ein Vorzeigeort war doch Zell am See Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre! Das hat dann mal nachgelassen und das kulturelles Öllämplein brannte für ein paar Jahre ziemlich hell in Werfen. „Das Zentrum“ um Elisabeth Schneider in Radstadt hat mit den Hofhaimertagen und generell mit viel Kontinuität Vertrauen aufgebaut in der Region Enns/Pongau. Der derzeit hellste Stern im Land ist das Emailwerk in Seekirchen, wo die Fellingers übersprudeln vor Ideen.
Hallein ist hingegen ein Beispiel dafür, dass wirklich solide Kontinuität heutzutage offenbar nicht mehr reicht. Die Flaute dort hat sich durchaus über die Jahre abgezeichnet. Tauriska wiederum ist ein Beispiel, wie Eifer vor Ort (Susanna und Christian Vötter) und der richtige Verbindungsmann zum Land (Alfred Winter), das in diesem Fall auch viel PR und Marketing sicherstellte, nachhaltige Akzente bewirken können. Da war es erklärtes politisches Ziel, das Image des Bezirks mit dem allerschönsten Nationalpark, aber der höchsten Selbstmordrate im ganzen Land auch über die Kultur aufzumöbeln. Fraglich, ob ein Kultur-Leitplan im Lungau den Weg zur "Künstlerei" weniger dornenvoll gemacht hätte.
An all diesen Beispielen sieht man, dass es keine allgemeingültigen Rezepturen geben kann für die Kulturförderung im Land. Ein Kulturplan kann eine gute Hilfe bei politischen Entscheidungen sein, wichtiger werden auch in Zukunft Erfindungsreichtum und Durchhaltevermögen der Kulturmacher vor Ort sein. Und nicht zuletzt ihre Lästigkeit, wenn es darum geht, Geld flüssig zu machen für die jeweiligen Unternehmungen. Mit Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit für die eigene Sache eintzutreten ist immer noch die beste Eigenwerbung.