Schönwetterkomödianten
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
21/08/15 Man muss sich die Stellungnahme zur Causa Strache/Jedermann, die Festspielintendant Sven-Eric Bechtolf am Donnerstag (20.8.) herausgegeben hat, Wort für Wort geben: „Die Festspiele distanzieren sich ausdrücklich von den Vorgängen auf dem Domplatz anlässlich des Besuches von Herrn Strache bei der Vorstellung des „Jedermann“ am 18.8.2015“, schreibt also Sven-Eric Bechtolf. Dem ob des Vorfalls der Mumm tief in die Knochen gefahren ist.
Und jetzt kommt's dicke: „Private oder politische Meinungskundgebungen der Künstler haben in keiner der Vorstellungen der Salzburger Festspiele die Billigung der Festspielleitung und wir haben das Ensemble ausdrücklich darauf hingewiesen, dergleichen in Zukunft zu unterlassen. Wir entschuldigen uns in aller Form für diese Störung der Inszenierung bei allen Zuschauern.“
Das also schreibt Sven-Eric Bechtolf dezidiert als „Künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele“.
Wir empfehlen für nächstes Jahr ausnahmsweise eine Übernahme von den Osterfestspielen. Die hätten nämlich eine Oper parat, in der heißt es: „Lache, Bajazzo“.
Du lieber Festspiel-Kasperl, der Du dich also zu Österreichs angesehenstem, größtem und international meist wahrgenommenen Festival engagieren lässt, beherzige also künftig: Du hast umzusetzen, was die Chef-Harlekine vorgeben. Gott lenkt - wo, wenn nicht beim „Jedermann“? Der Regisseur denkt - unpolitisch hoffentlich, wir wollen uns die Festivalstimmung doch nicht versauen lassen. Wären die Schauspieler Beamte und mithin ordentliche Staats-Diener, dann käme in ihren Verträgen wahrscheinlich das schöne Wort „weisungsgebunden“ vor.
Weisungsgebundene Kunst-Diener, so soll es sein. Die wünschen wir uns, gerade im sommerlichen Salzburg. Kunst soll gefälligst unser Leben schön machen, kurzweilig, sie soll die Wölkchen und Wolken des Alltags wegblasen. Wir haben ja sonst eh wenig genug zu lachen. Hierorts toleriert man jedenfalls eigene politische Meinungsäußerung „in keiner der Vorstellungen der Salzburger Festspiele“. Das haben wir jetzt schwarz auf weiß.
Kompliment an Frau Stemberger, die sich trotzdem zur Causa öffentlich etwas zu sagen getraut und ihre Sympathie zu den Musikern herausgestrichen hat, die Strache im Publikum sichteten und ein paar Takte „Internationale“ gespielt haben.
Umso eigentümlicher Jedermann-Darsteller Cornelius Obonya: Er erklärte in einem Facebook-Statement sinngemäß, solange die demokratischen Strukturen in einem Land einigermaßen passen, gebe es wohl andere Foren, sich politisch zu äußern. Das Theater sei erst dran, wenn es der „allerletzte Rückzugsort“ sei. Toll. Solange wir alle paar Jahre wählen gehen dürfen, brauchen wir uns doch nicht die Theaterbühne politisch versauen zu lassen. Da können wir uns ganz entspannt zurücklehnen und Kunst aufs angenehmste Kunst sein lassen. Willkommen in Salzburg, der Wohlfühl-Region mit den kunstbegnadeten Schönwetterkomödianten!