Ums Wollen geht’s, nicht ums Geld selbst
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
04/10/21 Genau sieben Mal verengt sich die Autobahn zwischen Flachau und der Ausfahrt Salzburg-Süd derzeit (der Schreiber dieser Zeilen ist die Strecke vor einer Woche zuletzt gefahren). Wo so unglaublich viel Kohle für Autobahn-Sanierungen vorhanden ist, sollte auch das Geld für eine faire Bezahlung im Kulturbetrieb kein Thema sein.
Ist es auch nicht, so die Politik nur will. Im konkreten Fall, der nun in Angriff genommenen Anhebung der Gehälter von in der Kultur hauptamtlich angestellten Menschen auf ein für Arbeit im Wirtschaftsleben als einigermaßen zuträglich emfundenes Maß, haben viele wohlmeinende Leute positiv zusammengewirkt. LHStv. Heinrich Schellhorn ist eben nicht nur Verwalter, sondern Sympathisant der Kultur. Weil er nicht nur Kultur-, sondern auch Sozial-Landesrat ist, hat er das notwendige Sensorium für die systemisch-chronisch Unterbezahlten in der Kultur.
Vor den Vorhang zu holen sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kulturabteilung des Landes. Auch da sind rasch Zahlen erhoben, gangbare Wege aufgespürt, dem Vernehmen nach weitgehend unbürokratische Lösungen gefunden worden. Man hat auf die Vertreterinnen und Vertreter aus den Kultureinrichtungen gehört, und diese haben wohl mit Nachdruck ihre Anliegen vertreten, aber auch nichts Ungebührliches verlangt. So soll es sein.
Unwillkürlich ertappt man sich bei vorauseilendem Jubel. Nicht vergessen darf man allerdings, dass in der Boom-Branche Kultur (man vergleiche das Angebot in den 1980er jahren mit dem heutigen) die Gehälter nicht annähernd mit der Entwicklung mitgehalten haben (wofür es viele Gründe gibt). Es wird also jetzt vor allem längst Fälliges nachgebessert, wofür die Betroffenen freilich nicht weniger dankbar sind.
Das Land Salzburg also ist dabei, seine Hausaufgaben ohne Murren zielstrebig zu erledigen, im Bund zeichnet sich vergleichbarer Einsatz ab. Auf die hundert Prozent fehlen dann noch die Kommunen. Die Stadt Salzburg ist das entscheidende Fragezeichen und leiser Pessimismus ist vielleicht nicht ganz fehl am Platz.
Ein großer Brocken fehlt sowieso noch: Wie wird man all die „Freien“, die nicht in Vereinen und Organisationen zusammegeschlossen sind, in den Griff kriegen? Dort sitzen ja die echten Langzeit-Selbstausbeuter, und dort sind die Grenzen zwischen professionell und hobbymäßig Kunstschaffenden (im Finanzamt unterscheidet man zwischen Berufsausübung und Liebhaberei) ganz schwer zu ziehen. Eine mehr als heikle Angelegenheit in Hnderten von Einzelfällen. Aber nach dem kräftigen Input vom Land trauen wir den Protagonisten auch da Entschlusskraft und vor allem politischen Willen zu.