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Kultur nein, Skifahren ja

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

18/12/20 Dreikönigssingen geht, wenn auch ohne Singen. Vielleicht wäre Oper ohne Arien die Lösung der Stunde? Und vielleicht ist es ja auch einfach so: Die Gondeln in den Skigebieten sind klein und überschaubar. Die allergrößten sind nicht halb so groß wie der winzigste Konzertsaal.

Wenn in der Kulturszene nun Verbitterung ausbricht angesichts des Lockdowns Nummer drei (der für Kulturveranstalter und Künstler ja bloß der fortgesetzte Lockdown zwei ist), dann ist das nur zu gut verstehen. Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler haben im Pressegespräch am frohen Freitag Abend (18.12.) tatsächlich in einem Nebensatz das Wort Planungssicherheit in den Mund genommen. Ja,Vorlaufzeit braucht's. Muss die Kultur nun Dankbarkeit zeigen dafür, dass am 18. Jänner 2021 nicht nur Gastronomie und Handel, sondern eben auch Kulturräume wieder aufsperren dürfen?

Skilifte dürfen schon am 24. Dezember ihre Räder, Seile und Kabinen wieder in Bewegung setzen. Bewegung, Sport an der frischen Luft ist ja so unendlich wichtig. Das hat Kogler „immer schon gesagt“, wie er versicherte. Und jetzt, im Winter, erst recht. Im ersten Lockdown wurde vor Bergtouren gewarnt, damit bloß keine Spitalskapazitäten verloren gehen, die man so dringend für die Covid-Patienten benötigt. Gewiss wird es ab Weihnachten auf den Skipisten ganz sanft zugehen (vielleicht so wie auf den etwas leereren Straßen, wo Raser sonder Zahl registriert werden). Beinbrüche auf der Piste sind also auszuschließen, wohingegen man nie weiß, was nicht alles in zur Hälfte besetzten Musentempeln passiert. Immerhin gibt es Theaterärzte, das wird nicht von ungefähr so sein.

Man sieht: Dass Theater, Opernhäuser, Konzertsäle und Kinos geschlossen bleiben, Skilifte aber in Betrieb genommen werden, hat selbstverständlich ausschließlich mit der Sorge um die Volksgesundheit zu tun. So wie die Dreikönigssammlung der Katholischen Jungschar. Die vielen Ehrenamtlichen, Jugendliche noch dazu! Man darf ihnen doch die Bewegung an der frischen Luft nicht nehmen.

Es werde viel Kritik geben, räumte Bundeskanzler Sebastian Kurz in besagtem Pressegespräch ein. Und vor nicht ganz zwei Monaten, als er uns den (damals vorerst sanften Lockdown anpries), versicherte er, es seien eben politische Entscheidungen. Die müssen wir nicht unbedingt verstehen.

Skilifte offen, Kultur zu. So einfach ist das. Die Ausgangssperren gelten ab 26. Dezember wieder ganztägig. Da kommt man in kein Theater. In Skigebiete schon.

Wir nehmen das zur Kenntnis. Aber eine Bitte haben wir: Es möge keiner der für solch sagenhaften Unfug verantwortlichen Politiker die Tolldreistigkeit besitzen, in absehbarer Zeit bei einer Festspieleröffnung oder sonst einer imageträchtigen Gelegenheit im weiten Feld der Kultur eine wohlwollende Sonntagsrede schwingen. Vor Lackaffenparaden möge man uns auf lange Zeit verschonen.

 

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