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Eh nur Musik...

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

28/04/20 Wie oft hören wir vom geradezu unermesslichen Mehrwert der Musik für die Persönlichkeitsbildung. Dass Mozart wirklich gescheiter macht, ist in der empirischen Forschung nicht unumstritten. Dass Musik aber hilft, soziale Kompetenzen zu fördern, steht außer Streit.

Der Zusammenhang von Musik und der Intelligenz derer, die fleißig ein Instrument üben – der steht insofern in Frage, als auch manch andere Faktoren mitspielen. Wer motiviert ist für eine bestimmte Sache, ist auch auf anderen Gebieten in den meisten Fällen zielgerichtet und ambitioniert. Egal also, ob man eine Mozart-Klaviersonate übt oder sich für die Leichtathletik ins Zeug wirft, man profitiert auf allen Ebenen. Da wird gelegentlich der Musik allein zu viel zugetraut an Umwegrentabilität für Geist und Seele.

Wer aber in der Gruppe musiziert, bei der Blasmusik, in Chören, wer (klassische) Kammermusik macht oder in einer Band spielt – für den liegen die positiven Effekte auf der Hand. Aufeinander zu hören, den Pulsschlag in der Musik zu erspüren, gemeinsam zu atmen womöglich (verpönt in Corona-Zeiten!): Das ist Sozialverhalten pur. Junge Leute sind bis zur geplanten Wiedereröffnung der Schulen Mitte Mai zu zwei Monaten social distancing gezwungen gewesen. Nach dieser Durststrecke werden sie vielleicht sogar mit neuem Sensorium solche Optionen wahrnehmen und aufs Neue zu schätzen wissen.

Aus Politikermund hörten wir in letzter Zeit immer wieder, dass die verbliebenen Schulwochen sinnvollerweise nicht für den Wissensdrill genützt werden sollen. Es gehe in den Klassenverbänden erst einmal um das Wieder-Zusammenwachsen, um die Wiederherstellung der Nähe. Und was tut man? Man kippt die Musikerziehung auf den Müll.

Mit dieser schlecht durchdachten und überhaupt nicht argumentierten Maßnahme passt nun auch das Bildungsministerium ganz wunderbar in jenes Bild, das die gesamte Regierung und die von ihr verordneten Maßnahmen derzeit hinsichtlich Kunst und Kultur abgeben: Da ist auf Bundesebene weit und breit keiner, der von der Materie auch nur einen blassen Schimmer hat. Man kennt die Experten, Ratgeber und Einflüsterer in den Hinterzimmern kaum. Aus der Kulturbranche und schon gar nicht aus Fachgremien wie ÖMR (Österreichischer Musikrat) oder AGMÖ (Arbeitsgemeinschaft Musikerziehung Österreich) wird dorthin offenbar keiner zum Antichambrieren eingeladen.

Zur Meldung Warum traf es eigentlich die Musik?

 

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