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Das Wort Gottes verstaubt

 

STICH-WORT

10/04/14 Das Umfrage-Unternehmen Marketagent.com hat wissen wollen, welches das meistgedruckte, am häufigsten übersetzte und am meisten verbreitete Buch der Welt ist. Immerhin drei von vier befragten Österreicher wussten es: die Bibel. Nur eine Minderheit hatte „Harry Potter“ (5 Prozent) im Verdacht, und noch weniger – zwei Prozent) hielten die erotische Roman-Trilogie „Fifty Shades of Grey“ für weltweit am bedeutendsten.

Fünfhundert Österreicher hat das Online-Markt- und Meinungsforschungsinstitut befragt, wie sie’s mit der Bibel halten. Nun, da Ostern näher rückt, schien der Zeitpunkt günstig, mit dem Ergebnis rauszurücken. Fazit: Das „Buch der Bücher“ ist in den österreichischen Haushalten weit verbreitet. Aber es ist sehr standfest im Regal. Das Wort Gottes verstaubt dort. Am ehesten wird die Bibel hierzulande hervorgeholt, um etwas nachzulesen oder nachzuschlagen (36,8%) sowie zu besonderen Anlässen (24,5%) wie Ostern, Weihnachten oder anderen Feierlichkeiten.

40 Prozent der Österreicher gaben an, in ihrem Leben zumindest Teile aus der Bibel schon einmal gelesen zu haben. Jeder Neunte (10,8%) behauptet, sie sogar komplett durchgeackert zu haben – bei einer Online-Umfrage macht es bekanntlich nichts, wenn man beim Lügen rot wird.

Was ungefähr drinnen steht, glauben die Befragten mehrheitlich zu wissen, aber als „bibelfest“ bezeichnen sie sich nicht. „Das eigene Wissen rund um die Bibel schätzen sechs von zehn Österreichern eher schlecht bis sehr schlecht ein. Jeder Dritte verpasst sich die Schulnote 3 in Sachen Bibelkunde und nur 8 Prozent schätzen ihr Wissen als sehr gut bis gut ein“, erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.com.

Die Kreationisten dürften in der Minderzahl sein, denn dass nicht alles, was in der Bibel steht, für bare Münze zu nehmen ist, darüber ist man sich einig. Nur 3 Prozent halten jedes Detail für glaubhaft.

Laut Umfrageergebnis hat mehr als jeder zweite Österreicher (55,6%) zumindest eine Bibel zu Hause, unter den Befragten mit katholischem Glaubensbekenntnis sind es knapp zwei Drittel (63,2%). Bei 56 Prozent der Bibelbesitzer steht das Buch ungenutzt da, nur acht Prozent outen sich als regelmäßigen Bibelleser, die sie zumindest alle 2 bis 3 Monate aufschlagen. Immerhin jeder fünfte Österreicher liest darin zumindest einmal im Jahr (20,0%), weitere 24 Prozent seltener. Kein Wunder: Je fester der Glaube und je älter die Befragten, desto häufiger studieren die Österreicher die Heilige Schrift.

Ob religiös oder nicht: Als „sehr verständlich“ bezeichnen nur 7 Prozent der befragten Bibelkundigen das Wort Gottes bezeichnen. Auch ein starker Glaube an den lieben Gott, mehrmaliges Lesen oder ein katholisches Glaubensbekenntnis helfen nur bedingt weiter, Licht in Punkto Bibelverständnis zu bringen, so das Studienergebnis.

Als zeitgemäß empfindet nur jeder dritte Bibelkundige das „Buch der Bücher“ (33,0%) und jeder zweite (48,5%) ist der Meinung, dass die Bibel modernisiert, also in einer moderneren Fassung aufgelegt werden sollte. 26 Prozent würden sich die Bibel unter Verwendung einer zeitgemäßeren Sprache wünschen und 22 Prozent würden sogar noch weiter gehen und eine inhaltliche Anpassung der Erzählungen an die heutige Zeit begrüßen. Nach Religionszugehörigkeit oder Stärke des Glaubens zeigen sich diesbezüglich keine nennenswerten Unterschiede.

Jeder Zweite meint, dass die Inhalte der Bibel an die nächste Generation vermittelt werden sollten. Unter den Konfessionslosen meinen immerhin 40 Prozent, dass es wichtig sei, sich mit den Inhalten der Bibel auseinander zu setzen. Jeder zweite Österreicher hält es auch heutzutage für wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Österreich mit den Inhalten der Bibel vertraut gemacht werden (50,5%), bevorzugt in ihrer ursprünglichen Form als Buch (34,9%) oder als Film bzw. Serie (30,7%). Immerhin 18 Prozent könnten sich auch eine Vermittlung in Form einer inhaltlichen Zusammenfassung vorstellen.

60 Prozent sind überzeugt, dass man aus der Bibel etwas für das Leben mitnehmen kann. Oder könnte, so man denn nach ihr griffe. (Marktagent.com/dpk)

Bilder: Illustrationen von Matthäus Merian,1625, Straßburg

 

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