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Glühen oder nicht?

STICH-WORT

30/11/21 Die gute Nachricht für Eltern böser Buben und nerviger Spitzbübinnen: Ein Besuch der Krampusgruppe geht auch im Lockdown, sofern die Besetzung ungefähr genau so aussieht wie auf diesem Bild. Mehr als drei dürfen's keinesfalls sein.

Von Reinhard Kriechbaum

Es gibt auch eine schlechte Botschaft: Sollte Jugend im Hause wirklich so arg drauf sein, dass der Nikolaus in Begleitung gleich zweier Krampusse auftaucht, dann muss der Guatzelträger draußen bleiben. Das ist jener schrullige Typ oft in Lederhose, Janker und mit Filzhut, der für den Nikolaus die Geschenke schleppt. Auch irgendwie blöd, wenn gerade der nicht näher kommen darf mit seinem gefüllten Sack. Auf die beiden Engel, die – zumindest inner Gebirg – sehr oft zur Krampuspass gehören, können die lieben Kleinen wahrscheinlich am ehesten verzichten. Aber das ist eine Mutmaßung aus Erwachsenenperspektive. Jedenfalls sind alle Besetzungsoptionen offen für Nikolaus, Engel, Guatzelträger und die teuflischen Begleiter, so lange die Zahl der Hausbesucher drei nicht übersteigt.

Der Grund dafür, dass wir uns über Krampuspassen den Kopf zerbrechen? „Leuchtende Kinderaugen beim traditionellen Nikolausbesuch kann es auch während des Lockdowns geben“, meldet die Salzburger Landeskorrespondenz heute Dienstag (30.11.). Angesichts der Lage im Bundesland seien die Regeln freilich streng. Krampusläufe sind jedenfalls verboten, und in Kindergärten und Schulen sind Nikolausbesuche nicht möglich. Aber wir trösten uns: Ursprünglich sind ist Nikolaus & Krampus ja sowieso ein Hausbrauch, der Halligalli eine dekadente Zeitgeisterscheinung (Gasteinertal und andere Gegenden im Pongau und im Pinzgau ausgenommen).

„Der Landesverband der Heimatverbände, die Erzdiözese sowie die Juristen des Landes haben Maßnahmen erarbeitet, wie der Nikolaus trotz Ausgangsbeschränkungen zu den Familien kommen kann“, so LHStv. Heinrich Schellhorn. „Mir ist voll bewusst, dass wir diese schöne Tradition ein wenig anders kennen, vor allem in Gemeinschaft. Aber das Risiko, sich derzeit mit dem Corona-Virus zu infizieren, ist sehr hoch, die Durchimpfungsrate leider noch immer zu gering.“

Deshalb den Nikolaus außen vor zu lassen und jedem Impfmuffel gleich drei Krampusse ins Haus zu schicken – das täte sich freilich niemand trauen. Schwarze Pädagogik ist ja verpönt. Besser Impfpflicht für alle.

Die Landeskorrespondenz hat die Vorsichtsmaßnahmen für den Nikolausbesuch übersichtlich zusammengeschrieben:

- Die Familie bucht den Besuch vorab
- Zu Besuch kommen dürfen höchstens drei Personen, zum Beispiel Nikolaus, Krampus und Engerl oder Korbträger
- Einhaltung der 3G-Regel
- Bitte keine Nachbarn, Freunde oder Verwandten zusätzlich einladen
- Besuch nur im Freien, nicht in der Garage, Scheune oder im Windfang mit zwei Metern Abstand
- Alle tragen eine FFP2-Maske, Nikolaus & Co. sind nur während der Ansprache und Gabenverteilung vorübergehend ohne
- Während der Anfahrt im Auto eine FFP2-Maske tragen
- Keine Menschenansammlungen und Getränkerunden, umherziehende Krampusgruppen sind nicht erlaubt

Den letzten Punkt legen wir vorsichtig einmal so aus, dass ein Aufwärm-Schnapserl für den Nikolaus in der guten Stube möglicherweise zulässig ist. Auch Krampusse glühen erfahrungsgemäß so ungern nicht. Mit aller Tradition wird trotz der Corona-Teufel in der Luft nicht gebrochen.

Mehr über den Krampusbrauch in Salzburg – zu normalen Zeiten – im Buch "Salzburger Brauch" von Reinhard Kriechbaum, erschienen im Rupertusverlag
Bilder: Land Salzburg / Franz Neumayr (1); Facebook Köck Pass St. Johann (1)

 

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