Erlebniswelten
STICH-WORT
25/11/21 Einen Urlaubsflieger von WizzAir als mobiles Impfzentrum hatten wir schon, ein Transportflugzeug vom Bundesheer auch. Höchste Zeit, dass sich die Kulturstadt Salzburg mit ihrer Kernkompetenz einklinkt ins Panoptikum der Impf-Lockungen.
Von Reinhard Kriechbaum
Jetzt ist es so weit: Morgen Freitag (26.11.) laden Stadt und Land Salzburg die Bevölkerung dazu ein, im Marmorsaal des Schlosses „Ja“ zu sagen. Dieses Wort fällt dort ja in schönster Regelmäßigkeit, gilt der Marmorsaal doch gemeinhin als der „Schönste Trauungssaal der Welt“. Warum also dort nicht „Ja“ sagen zur Corona Impfung? Der makabre Zusatz „bis dass der Tod Euch scheidet“ darf wegbleiben. Den hat ja sogar die katholische Kirche aus ihrem Rituale gestrichen.
Wo könnte Impfen für Weltkulturerbe-Bewusste noch stattfinden? Vielleicht sollte man sich mit den Stadtführern auf ein Packel hauen. Die haben gewiss Ideen. Das Fürstenzimmer auf der Festung fiele einem spontan ein. Wenn's total zentral sein soll: Waren Sie schon mal in der Sala terrena der alten Residenz? Oder, zwei Stock höher im gleichen Gebäude, in der Landkartengalerie? Mit den Verantwortlichen in der Juridischen Fakultät könnte man sicher reden in der Sache.
Leider ist ab morgen intensiver Schneefall bis in die Stadt herunter angesagt. Hellbrunn – das Römische Theater wäre schwerlich zu toppen – fällt deshalb aus. Schade. Die Wasserspiele gäben eine herrliche Corona-Erlebniswelt ab. Das Germaul wäre von einem geschickten Graphiker rasch in einen Kickl verwandelt. Die Fontäne, die eine kleine Kugel hochhebt, könnte genau so gut ein Corona-Virus-Bällchen tänzeln lassen. Wird alles nichts, wenn's schneit.
Bleibt die Erlebniswelt Sebastiansfriedhof. Das Wolf-Dietrich-Mausoleum drängt sich auf als Impf-Ort. Man könnte dorthin Unentschlossene locken. In dieser Umgebung werden sie eindringlichst an die Endlichkeit unserer Existenz erinnert.