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Alternative Straßennamen

STICH-WORT

22/09/21 Heute also wurde im Salzburger Gemeinderat diskutiert, was sowieso schon beschlossene politische Sache ist: Eine Mehrheit aus ÖVP, FPÖ und Neos erteilt, wie berichtet, einer Umbenennung von 13 NS-belasteten Straßennamen eine Absage.

Da geht natürlich der Bürgerliste, die sich seit je her für eine Umbenennung stark macht, die Galle hoch. Gemeinderat Markus Grüner-Musil: „Expert*innen durchforsten in jahrelanger Arbeit tausende Seiten an historischen Dokumenten. Diese Expert*innen kommen zum eindeutigen Schluss, dass es bei dreizehn Namen einen dringenden Handlungsbedarf gibt, da die so geehrten Menschen gravierende Verstrickungen mit dem NS-Verbrecherregime hatten. Doch was macht der Bürgermeister? Harald Preuner zaubert, nachdem er schon im Vorhinein angekündigt hatte, keine einzige Umbenennung vornehmen zu wollen, einfach einen weiteren Historiker-Bericht aus dem Hut. Einen, der ihm besser in den Kram passt.“

Diese zweite Historikermeinung lieferte Robert Kriechhammer, der zwar die Arbeit seiner Kolleginnen und Kollegen wertschätzend lobte, aber auch anmerkte, dass Historiker da in eine Doppelrolle als Wissenschafter und Richter schlüpften. Genau das haben sie ja eigentlich nicht getan: Man lieferte auftragsgemäß ein Fakten-Konvolut und überantwortete die Entscheidungen dezidiert der Politik.

„Wenn es nach Bürgermeister Preuner und seiner rechten Gemeinderats-Mehrheit geht, soll in Salzburg weiterhin alles beim Alten und am besten ewig gestrig bleiben“, ätzt Grüner-Musil. „Der Umgang mit Salzburgs NS-Vergangenheit, den die Bürgermeisterpartei und ihre rechten Mehrheit im Gemeinderat heute an den Tag gelegt hat, ist beschämend“, befindet auch Ingeborg Haller, Klubobfrau der Bürgerliste/DIE GRÜNEN und Mitglied des Komitees Stolpersteine. „In Salzburg sind lediglich 37 Straßen nach Frauen benannt – 66 Straßennamen ehren jedoch nachweisliche Nationalsozialisten“, so Haller. In dreizehn Fällen haben Historiker gravierende NS-Verstrickungen nachgewiesen. Eine Umbenennung dieser dreizehn Straßen hätte – so Ingeborg Haller – nichts mit einer „Auslöschung von Geschichte“ zu tun, „wie dies ÖVP und FPÖ heute mehrfach unterstellt haben“. Sie trüge der einfachen Tatsache Rechnung, dass Täter, Profiteure und Unterstützer des Nazi-Regmies „keinesfalls dieselbe Ehrung erfahren dürfen, wie die vielen Opfer, die unter den Verbrechen dieser Menschen zu leiden hatten.“

Man war nicht faul und hat sich gleich mit Straßenschildern versammelt, die es in Salzburg nicht gibt, mit den namen von Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Freiheits- und Widerstandskämpferinnen. „Erika Weinzierl, Helene von Taussig, Anna Reindl, Margarete Wallmann, Rosa Bermoser und Helene Thimig – Frauen, denen eine Ehrung in Form einer Straßenbenennung wirklich gebühren würde.“ (Bürgerliste/dpk-krie)

Bild: Bürgerliste/DIE GRÜNEN
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