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FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / CARYDIS
07/08/16 Die Haffner-Symphonie, komponiert im Juli 1782, war Mozarts erste „Wiener Symphonie“: „So geschwind als es möglich ist“, wollte er das Alla breve-Finale gespielt haben - und genauso feurig musizierten es die Musikerinnen und Musiker des Mozarteumorchesters unter Constantinos Carydis am Samstag (6.8.) im Großen Saal des Mozarteums.
Von Oliver Schneider
Immer wieder hatte Carydis das Orchester bereits im einleitenden Allegro zielgerichtet von einem Forte-Höhepunkt zum nächsten geführt – manchmal war es ein bisschen zu laut für den intimen Saal. Die gute Balance zwischen Streichern und Bläsern führte in allen vier Sätzen zu schöner Durchsichtigkeit. Carydis‘ Interpretation schien dabei aus einem inneren Ruhepol zu entstehen, war an keiner Stelle überhastet und gleichwohl voller Energie. Ähnliches lässt sich von der Symphonie Nr. 34 C-Dur KV 338 sagen, die trotz der Liebe des Dirigenten zu feinen Details, einen weiten Bogen spüren ließ.
Der aus Kuwait stammende junge Bassist Tareq Nazmi steuerte vier Konzertarien zum Programm bei. Während seine Stimme bei „Mentre ti lascio, oh figlia“ vor der Pause noch ein bisschen belegt klang und er auch mit dem großen Stimmumfang zu kämpfen hatte, konnte Nazmi nach der Pause in der dramatischeren Szene „Così dunque tradisci“ – „Aspri rimorsi atroci“ und im charmanten „Un bacio di mano“ die Bandbreite seines Könnens zu Gehör bringen. Höhepunkt war aber die Liebeserklärung „Per questa bella mano“, die Mozart dem Sänger und Schauspieler Franz Xaver Gerl gewidmet hat, der bei der Uraufführung der Zauberflöte die Rolle des Sarastro sang. Im obligaten, virtuosen Kontrabass-Part überzeugte Ivan Kitanović, der Solo-Kontrabassist der Wiener Symphoniker.
Vor der letzten Konzertarie erklangen vier Kontretänze aus unterschiedlichen Schaffensperioden Mozarts. Constantinos Carydis schenkte ihnen genauso viel Aufmerksamkeit wie den beiden Symphonien, vernachlässigte aber bei der auf Details fokussierten Wiedergabe das Tänzerische, zumindest bei den ersten drei Nummern. Vollkommen glücklich wurde man mit dem letzten Kontretanz D-Dur KV 565a, der nur im Fragment überliefert ist und den Erik Smith in eine spielbare Form gebracht hat. Gewöhnungsbedürftig war, dass Carydis die ersten beiden Arien und den ersten Tanz fast schon attacca aufeinander folgen ließ, so dass man sich nur schlecht auf die unterschiedlichen Stimmungen einstellen konnte. Ebenso machte er es zu Beginn des Konzerts mit der Maurerischen Trauermusik - Sehr gut das Kontrafagott und die zwei Bassetthörner! - sowie mit Adagio und Fuge c-Moll KV 546, durch die der Vormittag feierlich begann.