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Herz- und Handgefährte

FESTSPIELE / REQUIEM FÜR ERNST JANDL

02/08/16 Die Schriftstellerin Friederike Mayröcker hatte nach dem Tod Ernst Jandls, dessen Partnerin sie über fünfzig Jahre gewesen war, lang gebraucht, um auf ihre spezielle Weise, als Schreibende nämlich, reagieren zu können. „Requiem für Ernst Jandl“, ein Festspielabend im Zeichen Friederike Mayröckers und Ernst Jandls im Republic - mit „Ergänzungen“: Was für ein Missverständnis! Was für ein Ärgernis!

Von Werner Thuswaldner

Es entstand ein zartes Textgespinst, das mit Erinnerungen und Reflexionen den Verstorbenen umkreist, einmal sich ihm im Alltag nähernd, dann sich scheinbar in Formen einer poetischen Sprache, geprägt von eigenwilligen, individuellen Erfindungen, wieder entfernend.

Dieser Text, von ihr auf unnachahmliche Weise mit brüchiger und doch klarer Stimme vorgetragen, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Dichterin darum gerungen hat, eine einschneidende Erfahrung in Kunst zu verwandeln.

Diese Stimme, vom Band zugespielt, erzeugt eine suggestive Aura mit großer Sogwirkung für die Zuhörenden. „Und mehr bedarfs nicht“, möchte man mit Konrad Paul Liessmann, dem diesjährigen Festredner, sagen. Dass dazu auch noch Fotos projiziert werden, die das Paar Mayröcker/Jandl in verschiedenen Phasen ihres Zusammenseins zeigen – ihr Markenzeichen ist der pechschwarze Haarhelm einer ägyptischen Königin – war schon fast zu viel des Guten.

Warum der deutsche Komponist Lesch Schmidt denken konnte, er müsse dieses Kunstwerk mit einer Komposition „ergänzen“, ist nicht bekannt. Zu Weihnachten 2014 wurde sein Szenisches Melodram „Requiem für Ernst Jandl“ im Wiener Akademietheater aufgeführt – und ein zweites Mal nun bei den Salzburger Festspielen.

Über Lautsprecher war Friederike Mayröcker mit ihrem Text zu hören, dieser kostbar wirkende Eindruck wurde von einer Combo, die Schmidts Komposition spielte, überlagert, worunter die Verständlichkeit sehr litt. Für den Zuhörer ergab das ein Erlebnis, das sich manchmal vor dem Radio einstellt, wenn sich zwei Sender nicht trennen lassen. Man wollte Friederike Mayröcker zuhören, weil sich aber Lesch Schmidt mit seiner Combo wichtig machte, war sie nicht immer gut zu verstehen. Die Annahme, der Musik Schmidts gelinge es, das Gesprochene zu überhöhen, bestätigt sich den ganzen Abend nicht.

Es kam aber noch dicker, denn es trat auch noch die aus Berlin stammende Schauspielerin und Sängerin Dagmar Manzel auf. Mit scharfer norddeutscher Diktion sprach sie der Mayröcker Textpassagen vor und nach. Selten eindrucksvoll schmerzlich war wahrzunehmen, wie weit österreichische (Mayröcker) von unsensibel preußischer Sprechweise (Manzel) entfernt ist. Dagmar Manzel sang auch und wiegte dabei ihren Körper im Rhythmus, den Lesch Schmidt mit seiner Musik beisteuert. – Was für ein Missverständnis! Was für ein Ärgernis!

Bild: Burgtheater / Reinhard Werner
Zur dpk-Besprechung der Uraufführung im Burgtheater
Worüber hat er mit mir geschwiegen?

 

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