Am Vorabend eines Jubiläums
FESTSPIELE / C-MOLL-MESSE / ÁDÁM FISCHER
30/07/16 Zum bereits 74. Mal in der Stiftskirche St. Peter: Mozart hätte es sich sicher nicht träumen lassen, dass ausgerechnet dieser Torso dort einmal seine meist aufgeführt sakrale Komposition werden würde. Diesmal hat Ádám Fischer die c-Moll-Messe geleitet.
Von Horst Reischenböck
Ex-Festspielpräsident Bernhard Paumgartner ruht nicht weit entfernt auf dem Friedhof der Erzabtei. Ihm verdanken die Salzburger Festspiele die lieb gewordene Aufführung der von Wolfgang Amadé unvollendet hinterlassener Messe KV 417a (427). Im nächsten Jahr wird man das 75-Jahre-Jubiläum dieser Tradition feiern dürfen. Die Internationale Stiftung Mozarteum ist der eigentliche Veranstalter, die Aufführungen sind jetzt in die Ouverture spirituelle eingebunden.
Nicht nur durch seine langjährige Tätigkeit in Eisenstadt als Spezialist in Sachen Joseph Haydn bekannt, hat sich Dirigent Ádám Fischer auch längst bezüglich des Salzburger Genius loci profiliert. Jüngst ist von ihm eine Gesamtaufnahme aller Mozart-Sinfonien erschienen. Vor Jahrzehnten hat er zur 60-Jahr-Feier der Festspiele die „Colloredo“-Serenade geleitet. Und erst vor einer Woche, bei der ersten Mozart-Matinee dieser Festspiele, hat er den grandiosen Einzelsatz des „Münchner“ Kyrie vor Michael Haydns Schrattenbach-Requiem gesetzt.
Auch da war der derzeit nahezu im Dauereinsatz stehenden Salzburger Bachchor dabei, der auch am Freitagabend (29.7.) in St. Peter zum Hauptträger des musikalischen Geschehens wurde. Wie phänomenal etwa im Doppelchor des „Qui tollis“ die flehentliche Bitte um das „Erbarme Dich unser“ in zartestes Piano zurückgenommen wurde! Solche Einzelheiten belegen Alois Glaßners ausgezeichnete Vorarbeit für die jeweiligen Intentionen des Dirigenten. In den begleitenden Unisono-Schlägen schreckte Fischer mitunter nicht vor stark plakativ illustrierenden Ansätzen zurück, die die Camerata Salzburg willig lieferte. Gerundet tonschön war die Assistenz der Holzbläser-Soli beim „Et incarnatus est“.
Da durfte sich Christina Gansch wohl eingebettet fühlen, um ihren Sopran in berührende Höhe zu führen. Ihr zur Seite stand, ebenbürtig in den Koloraturen, schon zuvor im „Domine Deus“-Duett Kollegin Claire Elizabeth Craig. Im Vokalquartett trachte dann Tenor Maximilian Schmitt sich im „Benedictus“ besonders zu profilieren, die weilen Manuel Walser seinen wenig geforderten Bass wesentlich zurückhaltender einsetzte.
Die Akustik des Raums ist, wie man weiß, tückisch: Das Unpräzise, das man in der Mitte des Längsschiffs zu vernehmen glaubte, war so wohl nicht gegeben. Früher hat man nicht vor dem Hochaltar musiziert, sondern die c-Moll-Messe, sondern von der Orgelempore herunter hören lassen. Das ließe auch Hörer sich mehr auf das Werk, um das es schließlich geht, konzentrieren und ersparte ihnen unentwegtes Bewegen der Köpfe, um nur ja die Ausführenden auch zu sehen.