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Nicht nur „Salisburgensien“

FESTSPIELE / IL SUONAR PARLANTE ORCHESTRA

30/07/16 Der kleine Etikettenschwindel sei Vittorio Ghielmi gerne verziehen. Es waren keineswegs lauter „Salzburger Kapellmeister“, die er Donnerstag (28. 7.) im Rahmen der Ouverture Spirituelle in der Kollegienkirche präsentierte. Es war auch nicht nur sakrale Musik.

Von Horst Reischenböck

So betitelte schon Heinrich Ignaz Franz Biber seine Sonaten aus 1676 „tam aris quam aulis“. Das meint: Die Stücke seien sowohl an den Altären als auch bei Hofe zu verwenden. Salzburgs Fürsterzbischöfe verdankten Biber Ende des 17. Jahrhunderts eine tönende Hochblüte.

Logisch, dass zur Einstimmung gleich aus diesem Opus die Sonata X erklang, für die Biber einen ausgezeichneten Solisten zur Verfügung gehabt haben muss. In der Gegenwart war es jedenfalls Wolfgang Gaisböck, der an der Natur-Clarine brillierte, assistiert vom Geigerduo Flavio Losco und Nicolas Penel, Laurent Galliano an der Viola und einem sowohl üppig wie differenziert abwechslungsreich besetzten Continuo: Lautenist Luca Pianca, Jeremy Joseph, Orgelpositiv, der später auch zum Cembalo wechselte. Vittorio Ghielmi persönlich an der Viola da Gamba ist der Leiter des nach Niccolò Paganini benannten Ensembles „Il Suonar Parlante“, das in der Kollegienkirche als ein Orchester im Miniformat angetreten war.

Dem gefühlvollen Mezzo von Marie-Claude Chappuis war im Anschluss daran das kleine geistliche Konzert „O dulcis Jesu“ anvertraut. Von Biber hat es vielleicht für seine Tochter komponiert, die als Benediktinerin im Stift Nonnberg sang: meditative Zwiesprache ihrer Vox humana mit Konzertmeister Alessandro Tampieris überirdischer Violine.

Zusammen mit Kollege Flavio Losco eilte Tampieri dann durch die raffiniert virtuosen Variationen der Partia VI, eine Suite aus Bibers „Harmonica artificiosa-ariosa“. Giovanni Valentinis „In te Domine speravi“ war für Antonio Abetes fundierten Bass eine virtuose Gelegenheit, um mit Ghielmi als Widerpart,seine Kunst an Koloratur-Verzierungen vorzuführen. Valentinis „Missa pro sponso et sponsa“, eine Hochzeitmesse im „stile antico“, sollte den Abend dann beschließen.

Zuvor noch kontrastierte eine dreisätzige Triosonate von Bibers Nachfolger im Salzburger Amt, Matthias Siegmund Biechteler, ehe Graciela Gibelli mit ihrem geschmeidigen Sopran mit der Trompete konkurrierte. Johann Adam Karl Georg von Reutters Konzerte zählen die mit Abstand meisten Spitzentöne der Literatur, und auch einem Könner wie Wolfgang Gaisböck verlangte er in seinem fünfteiligen „Salve Regina“ hörbar alles ab.

Kurze instrumentale Solo-Episoden, Bibers „Nachtwächter-Serenade“ und ein ausdrucksstarkes „O quam suavis“ des am Wiener Kaiserhof tätig gewesenen Sachsen Johann Caspar Kerll rundeten das Programm auch gedanklich – und erinnerten an Salzburgs Zugehörigkeit zu Österreich seit 200 Jahren. Ein durchaus anspruchsvolles Programm, einhellig bedankt.

Bilder: Wikipedia (1); Salzburger Festspiekle / Michael Pöhn

 

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