Volks- und Festspielkultur drängen sich
FEST ZUR FESTSPIELERÖFFNUNG
08/07/16 Morgen Samstag (9.7.) heißt es gegebenenfalls Schlangestehen bei der Tageskasse der Festspiele: Da beginnt um 9.30 Uhr die Ausgabe der Zählkarten für Veranstaltungen beim Fest zur Festspieleröffnung, das diesmal am 22. und 23. Juli stattfindet.
10.500 Zählkarten liegen bereit, aber für die meisten der 78 Programmpunkte – Musik, Schauspiel, Lesungen, Ausstellungen und Tanz an dreißig Spielorten – benötigt man ja ohnedies keine Karte.
Der erste der beiden betriebsamen Tage steht wieder ganz im Zeichen der Volkskultur. Bei einem „Sternmarsch der Blasmusik“ ziehen vier Blasmusikformationen zum Konzert auf dem Residenzplatz ein, wo sie unter anderem Gerhard Koflers IUVAVUM-Fanfare aus der Taufe heben. Das Salzburger Straßentheater zeigt um 20 Uhr auf dem Papagenoplatz „Bezahlt wird nicht“von Dario Fo.
Der Chor der Staatlichen Kapelle St. Petersburg öffnet die Türen zur Generalprobe seines Auftritts im Rahmen der Ouverture spirituelle in der Kollegienkirche. Überhaupt liegt einer der Schwerpunkte des Fests zur Festspieleröffnung auf der Kirchenmusik. In der Franziskanerkirche gibt es ein Konzert für Orgel und Violine. Am zweiten Festtag lassen die Domchöre von Salzburg und München nachmittags im Dom Stücke von Haßler, Gallus, Megerle und Charpentier hören. Zur selben Stunde gibt es in St. Peter eine Bach-Kantate mit der Stiftsmusik. Etwas ganz Besonderes ist die Erstaufführung von Sigismund Ritter von Neukomms Messe de Requiem, deren Partitur in den Archiven von St. Peter liegt und die noch nie vollständig zur Aufführung kam. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt des Salzburger Musikvereins, des Salzburger Chorverbandes und des Salzburger Blasmusikverbandes.
Auch Festspielkünstlern kann man natürlich begegnen. So lädt man etwa zu einem Künstlergespräch mit Nicholas Ofczarek, Michael Maertens und Dieter Dorn über Becketts „Endspiel“. Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ gilt eine Diskussion mit dem Bernhard-Biographen Manfred Mittermayer und dem Kulturjournalisten Hannes Eichmann. Peter Lohmeyer, der den Tod im „Jedermann“ verkörpert, liest in der Edmundsburg zwei Kurzgeschichten. David Bennent spielt erstmals den Mammon. Im republic liest er Tschechow.
Einen einzigartigen Einblick in eine Meisterklasse von Christa Ludwig bekommen Gäste in der Universitätsaula. Die Kammersängerin gibt ihr Wissen an die Teilnehmer des Young Singers Project 2016 weiter.
Die Opernproduktion in der Ära Mortier galt der Strauss'schen „Ariadne auf Naxos“ Die Proben 2001 wurden vom Filmer Wolfram Paulus begleitet, der Film wird in den Kavernen 1595 gezeigt. Beim Poetry Slam „Jederkann“ ist das Festspiel-Motto „Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind“ das Thema.
Der Philharmonia Chor wird im Festspielsommer bei drei Opern zu erleben sein: bei „Faust“, „Don Giovanni“ und „Thaïs“. Beim Fest zur Festspieleröffnung zeigt er eine andere Seite von sich: das Stück Prayer Wheel von Karen Asatrian ist eine Missa für Chor, Sängerin und Jazz-Quartett und ist aus orientalischen und abendländischen Klangmustern gewoben. Gipsy- und Balkanklänge kombiniert mit Funk-, Raggae- und Afro Beats und Polka-Swing-Elementen kombiniert die Band P’s Marketplace, in der auch Joschi Öttl spielt, der im Ensemble 013 auch beim „Jedermann“ spielt. Auch Alois Eberl und Robert Kainar sind Mitglieder des Ensembles 013, sie führen mit ihrem WoodAirQuartett Musik der Renaissance und des Barock in die Gegenwart. Sechs Musiker des Mozarteumorchesters haben sich zur Gruppe „Strings on Fire“ zusammengefunden, die Grenzbereiche zwischen Klassik, Jazz und Rock erkundet. All das findet auf den Altstadtplätzen statt.
Aus dem Kinderprogramm: Der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor lassen ein gemischtes Programm mit Ausschnitten aus Opern- und Konzertproduktionen der vergangenen Jahre hören. Werner Thuswaldner hat den „Jedermann“ in einem Kinderbuch nacherzählt und wird draus lesen. Shakespeares „Der Sturm“ – im Original heuer zu sehen auf der Pernerinsel – gibt es beim Fest zur Festspieleröffnung in einer Version für Kinder im Markussaal.
Zahlreiche weitere Führungen, Künstlergespräche und Konzerte, auch Museumsführungen runden das Programm ab. Für die Programmierung und Organisation ist wie seit Jahren Renate Bienert verantwortlich.