Notbeleuchtung? Mal schauen.
FESTSPIELE 2016 / DAS SCHAUSPIELPROGRAMM
06/11/15 William Shakespeares „Der Sturm“ spielt auf einer Insel. Der Zauberer Prospero beschwört dort jenen Sturm herauf, der dem Stück seinen Namen gab. Die Pernerinsel ist nicht ganz so einsam wie Shakespeares utopischer Ort, aber Kultur-Stürmer sind dort auch gerade unterwegs.
Die Pernerinsel als Festspielort in Frage zu stellen, kommt glücklicherweise sogar den momentan extrem regional ausgerichteten Halleiner Kulturaktivisten nicht in den Sinn. Ziemlich sicher also, wird die Pernerinsel auch in Zukunft eine der Bühnen fürs Schauspiel stellen. Im kommenden Sommer ist dort also Shakespeares „Sturm“ geplant, und Hans-Michael Rehberg ist als Prospero schon namentlich genannt. Es wird das dritte Shakespeare-Stück für Regisseurin Deborah Warner in Salzburg, nach „Coriolan“ (1993/94 in der Felsenreitschule) und „Richard II.“ (1996 auf der Perner-Insel).
In Samuel Becketts „Endspiel“ wird Dieter Dorn Regie führen. Nicholas Ofczarek ist als Hamm, Michael Maertens als Clov angekündigt. Dieses Stück ist eine Koproduktion mit dem Burgtheater.
„Die gültige Tragödie der Professionalität, dargeboten als philosophische Komödie“ - das sieht Regisseur Gerd Heinz in Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“. Im Programmbuch der Festspiele 2016 schreibt Heinz auch, dass der damalige „Skandal“ (Thomas Bernhard wollte amm Ende absolute Dunkelheit, die Behörde beharrte auf der Notbeleuchtung, es gab 1972 nur eine Aufführung, die Uraufführung eben) längst obsolet sei. Das Stück wirke „aufgrund seiner literarischen Qualitäten so frisch und unverbraucht wie am ersten Tag seines Erscheinens“. Johanna Wokalek wird jene Sängerin mimen, die als „Königin der Nacht“ auftreten soll. Weitere Darsteller sind Barbara de Koy, Michael Rotschopf, Sven-Eric bechtolf und Christian Grashof.
Dass das Schauspielprogramm skelettiert war und keine einzige Lesung stattfand, hat man im Vorjahr dem Festspielchef Sven-Eric Bechtolf angekreidet. Heuer gibt es zwei Bernhard-Lesungen, mit Hermann Beil (Der Atem, Der Keller, Die Ursache) und Tobias Moretti (Der Wetterfleck, Goethe schtirbt). Und dann noch ein Szenisches Melodram, das „Requiem für Ernst Jandl“ von friederike Mayröcker in der Einrichtung von Lesch Schmidt mit Dagmar Manzel. Dies ist eine Akademietheater-Produktion vom vorigen Dezember, damals aus Anlass von Mayröckers 90. Geburtstag.
Ja natürlich, der „Jedermann“: wieder in der Version von Julian Crouch und Brian Mertes, wieder mit Cornelius Obonya. Aber wer wird die Buhlschaft? Sie wird noch nicht genannt. Schloießlich will die Boulevardpresse bei Laune gehalten und zum Raten und Enthüllen motiviert sein.
Das Schauspielprogramm der Festspiele 2016: www.salzburgerfestspiele.at/schauspiel
Bilder: Claire Egan (1); www.michael-wissing.de (1);