… wir werden geträumt…
FESTSPIELE 2016 / DAS OPERNPROGRAMM
05/11/15 György Kurtág ist wieder einmal nicht fertig geworden. Dennoch eröffnen die Salzburger Festspiele 2016 mit der Uraufführung einer zeitgenössischen Oper: mit „The Exterminating Angel“ aus der Feder des „geradezu extravagant begabten“ Thomas Adès.
Von Heidemarie Klabacher
Die Geschichte von „The Exterminating Angel“ basiert auf dem Film „El ángel exterminador von Luis Bunuel, der 1922 seine ersten surrealistischen Filme herausgebracht hat. Der „Würgeengel“ ist ein Spätwerk Bunuels aus 1962 und erzählt von einer Gruppe feiner Herrschaften, der es nach einem Dinner nicht mehr gelingt, das Haus zu verlassen. Als es ihnen nach Todesfällen und Selbstmorden dann doch gelingt, sich zu befreien, geht man zum Dankgottesdienst gemeinsam in die Kirche – um nicht mehr aus der Kirche hinauszukommen. „Ein beklemmendes Sujet, ein riesiges Projekt“, sagte Festspielintendant Sven-Eric Bechtolf heute Donnerstag (5.11.) bei der Programmpräsentation zum Festspielsommer 2016.
21 Rollen, davon 15 große Partien, Chor und Schauspieler würden für die spektakuläre Uraufführung im Haus für Mozart aufgeboten. Es spielt das Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung des Komponisten. Regie führt Tom Cairns. „The Exterminating Angel“ kommt als Koproduktion der Salzburger Festspiele mit Covent Garden, der Metropolitan Opera und der Königlichen Oper Kopenhagen heraus. – Was allein schon das international große Interesse an dem neuen Werk des jungen britischen Komponisten zeige, so Bechtolf.
Mit seiner Oper „Die Liebe Der Danae“ hat Richard Strauss Festspielgeschichte geschrieben, obwohl es „nach dem tragisch gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944“ nur zu einer Generalprobe und zu keiner Aufführung mehr gekommen war. Eskapismus wurde Richard Strauss von den einen vorgeworfen, als er mitten im Krieg, in der NS-Zeit, eine ins heitere gewendete Episode aus der Griechischen Mythologie erzählte. Andere wieder hätten ihm diese Stoffwahl als Beharren auf den abendländischen Werten und als letztes Bekenntnis zu griechischen Antike als Grundlage unserer Kultur hoch angerechnet. Im Festspielsommer 2016 singt im Großen Festspielhaus jedenfalls Krassimira Stoyanova die Danae. Es spielen die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Franz Welser-Möst. Regie führt Alvis Hermanis.
Geradezu eine „Hit-Maschine“ sei der „Faust“ von Charles Gounod, der im Großen Festspielhaus in der Regie von Reinhard von der Thannen Premiere haben wird. Den Faust singt Piotr Beczala, die Marguerite Maria Agresta. Es spielen die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Aljeo Pérez.
Wieder aufgenommen und en block präsentiert wird der Zyklus der drei da Ponte-Zyklus von Mozart in der Regie von Sven-Eric Bechtolf.Dabei besonders erfreulich und bemerkenswert – und hoch an der Zeit: Das Mozarteumorchester Salzburg spielt bei den Salzburger Festspielen 2016 im da Ponte-Zyklus Mozarts „Così fan tutte“. Dirigent ist Ottavio Dantone. Diese „Così“ steigt aus Gründen der Disposition in der Felsenreitschule - ein origineller Schauplatz für ein intimes Kammerspiel. Gar nicht zyklisch geht es im Zyklus mit den Dirigenten am Pult der Wiener Philharmoniker weiter: Im Haus für Mozart dirigieren Alain Altinoglu „Don Giovanni“ und Dan Ettinger „Le Nozze di Figaro“.
Eine Wiederaufnahme von den Pfingstfestspielen ist die schon jetzt mit Spannung erwartete „West Side Story“, „die Cecilia Bartoli sich in den Kopf gesetzt hat“, wie Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler erinnerte. Es spielt das Simón Bolívar Symphonie Orchestra unter Gustavo Dudamel.
Als konzertante Produktionen stehen als Sängerfest innerhalb der Festspiele auf dem Programm: drei Mal Puccinis „Manon Lescaut“ mit Anna Netrebko in der Titelrolle; von Otto Nicolai die Rarität „Il Templario“ mit Juan Diego-Flórez und Joyce DiDonato sowie als dritte konzertante Aufführung Jules Massenets „Thais“ mit Sonya Yoncheva und Placido Domingo. (Wird fortgesetzt)