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Musikgeschichten

FESTSPIELE / BOSTON SYMPHONY ORCHESTRA (2)

26/08/15 Mit Leib und Seele - das trifft den Einsatz von Dirigent Andris Nelsons und den Solisten Yo-Yo Ma und Steven Ansell bei Strauss’ Don Quixote und Schostakowitschs Symphonie Nr. 10 am besten. Es war wohl das Zwischenmenschliche, das den Ausdruck beim zweiten Festspielkonzert mit dem Boston Symphony Orchestra so eindringlich machte.

Von Larissa Schütz

Wahnsinn und Wirklichkeit. Miguel de Cervantes’ Geschichte von Don Quixotes und seinem Knappen Sancho Pansa liegt Richard Strauss’ 1898 uraufgeführten „Fantastischen Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35“ zu Grunde. Beiden Figuren hat Strauss ein, bzw. mehrere Instrumente zugewiesen. Cellosolist Yo-Yo Ma ist der „Ritter von trauriger Gestalt“, wie vom Komponisten beschrieben, Sancho Pansa wird zuerst von Bassklarinette und Tenortuba, später dann von der Solobratsche (Steven Ansell) übernommen. Und erzählt wird die Geschichte sozusagen von Dirigent Andris Nelsons, der sich wahrlich verausgabt, um das Boston Symphony Orchestra auch im letzten Winkel des Großen Festspielhauses ausgeglichen und farbenreich hörbar zu machen.

Yo-Yo Ma ist bekannt dafür, dass er in der Musik vor allem ein Kommunikationsmittel sieht. Seine zahlreichen interkulturellen Musikprojekte, wie zum Beispiel die Citizen Musician Initiative, bekräftigen dies. Kommunikation ist es auch, die das Zusammenspiel mit ihm und dem Orchester so komplex machen. Der Cellist hat alle im Auge, sein musikalischer Dialog mit der Bratsche wird zum echten Gespräch und es darf auch mal gelacht werden. Beim „Ritt durch die Luft“, der siebten Variation, holt Nelsons wirklich alles aus seinem Orchester, hier gelten die Einsätze besonders dem Schlagwerk und der Windmaschine.

Nach der Pause dann die Erlösung nach Schostakowitsch. In seiner Symphonie Nr. 10 befreite sich der sowjetische Komponist endgültig von den musikalischen Einschränkungen durch Stalin, dessen Ableben, wenige Monate bevor Schostakowitsch sich an die Komposition setze, eine derart emotionale und leidenschaftliche Symphonie erst möglich machten. Trotzdem kommt Stalin auch in der Zehnten vor, das Allegro soll ihn darstellen. Er nehme im Zyklus den Platz ein, der ihm gebührt, wie der Komponist laut Programmheft selbst verlauten lies. Dieser Eindruck wird durch Andris Nelsons scharfe Einsätze und den, in diesem Satz besonders grollenden Blechbläsern eindeutig klar wiedergegeben. Schostakowitsch' Symphonie ist im Gegensatz zum vorhergegangenen Werk von Strauss zwar keine Tondichtung, erhält aber durch das Boston Symphonie Orchestra in gewisser Weise doch einen erzählerischen Touch.

Und weil es an diesem Abend doch fast elf Uhr nachts wird, avanciert das Konzert zur perfekten Gute-Nacht Geschichte, die einem allerlei feine Eindrücke zum Nachdenken und Träumen mit nach Hause gibt.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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