Drei Sänger schwärmen von Harry "Gold"
FESTSPIELE / DER ROSENKAVALIER
19/08/15 „So schwer, so sympathisch, so berührend...“ Die Sprache von Hugo von Hofmannsthals „Rosenkavalier“ gehe einfach direkt ins Herz, sagt die bulgarische Sopranistin Krassimira Stoyanova. Sie ist auch heuer, in der Wiederaufnahme der Strauss-Oper, die Marschallin.
Von Anne Zeuner
Nein, sie habe noch nie versucht die Uhren anzuhalten, sagt sie lächelnd. Natürlich habe sie aber Verständnis für die Situation der Marschallin, die am Ende des ersten Aktes über das Älterwerden sinniert und melancholisch doch ohne Bitterkeit ihren 17-jähirgen Liebhaber Octavian verlässt.
„Dieser Moment ist nicht leicht, die Marschallin sieht, wie das Leben einfach wie Sand durch die Finger fließt“, sagt die Sopranistin. Die Marschallin sei eine wunderschöne, intelligente und lustige Frau, und dennoch habe sie das Recht, sich zu Fürchten vor dem, was komme.
Leider kommt ja nicht immer Quinquin, sondern der Baron Ochs auf Lerchenau. In Harry Kupfers Inszenierung ist er kein alter Haudegen, sondern ein Mann noch in jungen Jahren. „Der Ochs verhält sich extrem, er lässt aber auch oft sein wahres Inneres heraus und kommt verbauert und etwas rustikal daher“, sagt Günther Groissböck, der die Rolle auch schon im Vorjahr gesungen hat.
Er sei getrieben, lustvoll und spreche immer sofort seine Gedanken aus, auch wenn der vorige noch gar nicht zu Ende gesprochen ist. „Die Rolle ist brutal anstrengend“, sagt der österreichische Sänger. Viel Mittellage und viel „Gehudel“, oft habe er etwas Hemmungen, seiner Kollegin Krassimira Stoyanova zu nahe zu kommen, weil er bei der Partie so ins Schwitzen gerate. „Die Partie ist technisch wahnsinnig anspruchsvoll und intonatorisch sehr schwierig“, so Groissböck. „Dann, wenn es falsch klingt, ist es richtig.“Der Ochs sei ein Tornado, sagt Krassimira Stoyanova. „Er kommt, frisst uns alle auf und geht wieder.“
Neu in der Wiederaufnahme ist die Sophie. Die aus Südafrika stammende Golda Schultz übernimmt in diesem Jahr die Rolle, die sie bereits in Klagenfurt und später bei den Münchner Opernfestspielen gesungen hat. „Wow, jetzt bin ich in Salzburg“, sagt die 32jährige Sopranistin. Golda Schultz absolvierte die renommierte Juilliard School in New York und war Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper, auf deren Hauptbühne sie 2012 als Figaro-Gräfin debütierte. In der Spielzeit 2013/14 war sie Ensemblemitglied des Stadttheaters Klagenfurt, wo sie in Neuproduktionen als Sophie und Cleopatra (Giulio Cesare) große Erfolge feierte. Seit der Spielzeit 2014/15 gehört sie dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper an. Golda Schultz wird übrigens bei den nächsten „Dialogen“ der Stiftung Mozarteum ein Auftragswerk von Beat Furrer aus der Taufe heben und im Mozart-Requiem unter Ivor Bolton mitwirken.
Die Arbeit mit Regisseur Harry Kupfer hat Golda Schultz sehr beeindruckt. „Er sieht sofort die Details“, sagt sie. „Und man kann ihm etwas anbieten, das gefällt mir.“ Auch die anderen beiden Sänger schwärmen über die Arbeit mit der Regielegende Harry Kupfer, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte. „Ich finde es fantastisch, dass er uns Sängern so viele Freiheiten gibt. Und dennoch hat er eine feste Struktur im Kopf, wie es am Ende sein soll“, sagt Krassimira Stoyanova. „Er ist nicht nur Harry Kupfer, eigentlich ist er Harry Gold.“ (PSF)
„Der Rosenkavalier“ unter der musikalischen Leitung von Franz Welser-Möst ist am 20., 23., 26. und 28. August im Großen Festspielhaus zu sehen – www.salzburgerfestspiele.at
Bild: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner