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Drei Instrumente und ein Kosmos

FESTSPIELE / TRIO ZIMMERMANN

17/08/15 Schubert, Hindemith, Beethoven: Alle drei haben Viola gespielt. Schubert schon als Jugendlicher bei der Hausmusik, Beethoven im Orchester in Bonn und Hindemith war überhaupt einer der Violavirtuosen seiner Zeit. Streichtrios von Schubert, Hindemith und Beethoven spielte das „Trio Zimmermann“.

Von Heidemarie Klabacher

Schubert hat tatsächlich ein Streichtrio geschrieben! Genauer gesagt: Eines hat er angefangen, ein zweites im Wortsinn „vollendet“. Ganz klassisch und dennoch nicht nur „mozartisch“ oder „haydnisch“ kommt das Streichtrio B-Dur D 581 daher. Es ist eines der kürzesten und zugleich eines der duftigsten Kammermusikstücke Schuberts.

Veilchen-Vergleiche sind gefährlich, weil Veilchen-Lieder immer furchtbar tragisch enden. Dennoch fallen einem Mozarts „Veilchen“ und Schuberts „Viola“ ein: Im Streichtrio B-Dur werden die zarten Frühlingsboten weder zertreten noch zur Unzeit von der Sonne geweckt. Ein solcher Frühling, so ungetrübt heiter und strahlend, kommt in der ganzen Musik- und Literatur- und Kunstgeschichte kein zweites Mal mehr vor.

Und das „Trio Zimmermann“ – der Geiger Frank Peter Zimmermann, der Bratschist Antoine Tamestit und der Cellist Christian Poltéra – hat mit gelöster geradezu klassischer Ruhe und Heiterkeit in diesen hell durchsonnten Frühlingswald geführt.

Dramatischer, ja immer wieder aufwühlend und aufregend, geht es zu im Streichtrio Nr. 2 von Paul Hindemith. Das war einer der Komponisten, der im Stand war, seine eigene Kammermusik zu spielen. „Heutzutage“ sei es unsinnig oder zumindest unnötig, mit Kammermusik herauszukommen, habe Hindemith gesagt, heißt es im überaus erhellenden englischen Einführungstext zu diesem Konzert. Vom aufkommenden Nationalsozialismus vertrieben, nie wieder ganz heimisch geworden, immer ein wenig verkannt geblieben… Steht irgendwo ein Werk von Paul Hindemith auf dem Programm, stutzt man. Opulenz und Streben nach einer Weiterentwicklung, die die Richtung Moderne doch nicht ganz gefunden hat? Das zweite Streichtrio, das Hindemith großteils im Februar 1933 geschrieben hat, kurz bevor Hitler Reichskanzler wurde, ist ein Meisterwerk. Ein Solitär, der zwischen Schubert und Beethoven zu seinem Recht kommt. Opulent? Auch. Aber vor allem erfüllt von Lebendigkeit und nervös vorwärts drängender rhytmisch pulsierender Energie, die vom „Trio Zimmermann“ virtuos vermittelt worden ist.

Wie Schubert und Hindemith hat auch Beethoven Viola gespielt. Dass die Viola der Dreh- und Angelpunkt in der Gattung ist, wurde im Streichtrio Es-Dur op. 3 von Ludwig van Beethoven ganz besonders deutlich, einem frühen Werk also des Zweiundzwanzigjährigen.

Hier stand die Stradivari-Viola von Antoine Tamestit im Zentrum. Besonders im vierten Satz, einem traumverlorenem Adagio. Eines der drei Instrumente spielt ein Motiv feinster Alberti-Bässe, während eins der andern eine traumverlorene Melodie darüber legt – und das in geruhsamem Wechsel, punktiert mit sanften Pizzikato-Figuren. Die gesamte Wiedergabe von Frank Peter Zimmermann, Antoine Tamestit und Christian Poltéra war ein delikater Genuss höchster Kammermusikkultur und lebendigen Musikantentums. Aber in diesem Adagio haben sie die Zeit zum Stehen gebracht. Zum Glück schickten sie mit dem Finale Allegro alle Gebannten und Verzauberten mit einem virtuosen Hummelflug wieder hinaus in den Frühling.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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