Zielstrebigkeit für Beethovens „Erste“
FESTSPIELE / AWARD CONCERT WEEKEND (1)
09/08/15 Der Preis ist mit 15.000 sehr hoch dotiert, aber das noch Entscheidendere ist natürlich der Rahmen, in dem er vergeben wird: der „Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award“ soll für Künstler , die schon auf der Startrampe zur Dirigentenkarriere stehen, den entscheidenden Impuls geben.
Giedrė Šlekytė (25) aus Litauen, Lorenzo Viotti (25) aus der Schweiz und Jiří Rožeň (24) aus Tschechien sind die Kandidaten heuer. An diesem Wochenende und morgen Montag (10.8.) Vormittag treten sie am Pult der Camerata in Konkurrenz. Das ist eine der Neuerungen in diesem Wettbewerb: Im öffentlichen Konzert – alle drei erarbeiten ein Programm von rund 70 Minuten Dauer – haben sie wirklich gleiche Chancen, weil eben das gleiche Orchester vor sich und damit vergleichbare Probenbedingungen. Mitte März war ein (nicht öffentlicher) „Probentag“ mit dem österreichischen ensemble für neue musik (oenm) vorausgegangen. Da war Pflichtstück die Kammersymphonie Nr. 1 E-Dur op. 9 für 15 Soloinstrumente von Arnold Schönberg. Ein weiteres Werk konnten die Kandidaten aus drei von der Jury vorgegebenen Kompositionen auswählen: Tristan Murail (La Chambre des cartes pour ensemble), Wolfgang Rihm (Chiffre VI für 8 Spieler) und Salvatore Sciarrino (Introduzione all’oscuro per 12 strumenti).
Auch im „Kürprogramm“ jetzt muss Zeitgenössisches sein: Giedrė Šlekytė hat sich für ihr Konzert am Samstag Nachmikttag (8.8.) für ein Stück ihres Landsmanns Osvaldas Balakauskas entschieden. Es heißt „Meridionale“ und ist 1994 als Hommage auf den damals gerade verstorbenen Witold Lutoslawski entstanden. Ein rhytmisch heikles, rasselndes, in seiner Geschwätzigkeit schon ein wenig nervendes Stück. Kompetente Schlagtechnik lässt sich an solcher Musik allemal gut demonstrieren.
Giedrė Šlekytė hat in Graz bei Johannes Prinz und Martin Sieghart sowie an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig studiert. Das Erasmus-Programm führte Giedrė Šlekytė in die Schweiz, wo sie ein Semester an der Zürcher Hochschule der Künste studierte. Sie besuchte Meisterkurse unter anderen bei Bernard Haitink, Colin Metters und Mario Venzago.
Ein Stück wie Beethovens „Erste“ wählt man für eine Wettbewerbs-Schlussrunde wohl nur, wenn man – musikalisch wie handwerklich – auf das nötige Selbstbewusstsein bauen kann. Tatsächlich nicht ein Wackler in der Feinmotorik, ein insgesamt lebefrischer, entschieden temperamentvoller Zugriff der Dirigentin. Dafür ist ihr Schuberts Entr'acte Nr. 3 aus der „Rosamunde“ gar ein wenig langsam geraten.
In jedem der knackigen Konzertprogramme steht auch eine Mozart-Konzertarie, die Solistinnen rekrutieren sich aus dem Young Singers Project. In diesem Fall war es die schottische Mezzosopranistin Catriona Morison. Viel Ruhe und klar fokussierten Stimmsitz bringt sie mit für die Arie „Io ti lascio, o cara, addio“ (eigentlich ein Stück für Bass), in der es um ein resignatives Abschiednehmen geht.
Der Wettbewerb „Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award” wurde 2010 ins Leben gerufen. „Unser langjähriges Engagement bei den Salzburger Festspielen haben wir rund um den Bereich der Jugend- und Nachwuchsförderung ausgerichtet“, erklärt Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck-Letmathe. „Diese letzten 5 Jahre, in denen wir den Preis auch kontinuierlich weiterentwickelt haben, haben uns bewogen, unser Sponsoring Engagement bis 2018 zu verlängern“, so Brabeck-Letmathe bei der Unterzeichnung des Fördervertrags gestern Samstag (8.8.).