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Ein Solo zu viert

FESTSPIELE / QUARTETO CASALS

04/08/15 Ein Abend über das Experimentieren, Ausloten von Grenzen und Möglichkeiten innerhalb einer Epoche und eines Genres hätte das Konzert des Cuarteto Casals am Dienstag (3.8.) in der Kollegienkirche werden können. Es blieb beim Suchen.

Von Sascha-Alexander Todtner

Und das lag nicht daran, dass es der Violinistin Vera Martínez-Mehne aufgrund eines freudigen Ereignisses – der Geburt ihrer Tochter – kurzfristig nicht möglich warn das Konzert zu spielen. Das Cuarteto Casals spielte in der Kollegienkirche in der ungewohnten Formation mit Meesun Hong Coleman an der Position der zweiten Violine. Der Eindruck blieb zwiespältig.

Joseph Haydns Streichquartett C-Dur op. 33 Nr. 3 „Vogelquartett“ näherten sich die vier Musiker liebevoll und mit einer ungeheuren Lebensenergie vom ersten Satz bis hin zum melancholischen Beginn im Scherzo und bis zur schmelzenden Schönheit im dritten Satz Adagio, der unweigerlich Bilder von Vögeln und Bächen evozierte. Im Finale Rondo schien es fast, als wären die Engelchen am Hochaltar so erfreut über die Fröhlichkeit, dass sie mitsingen wollten.

Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett Nr. 14 G-Dur KV 387 aus den sechs Haydn-Quartetten reicht im Ausdruck von tänzerischer Melancholie, schwelgender Melodik bis hin zu einer Sakralität, die an die c-Moll-Messe erinnert. Das Cuarteto Casals vermochte in seiner Interpretation aber nicht recht zu rühren oder berühren. Die Musik verliert an Farbe, wirkt blass, auch nicht immer harmonisch im Zusammenspiel. Vor allem der erste Violinist Abel Tomàs agiert, als wäre er in seiner eigenen Welt – seine mimische und gestische „Darstellung“ des Stücks wirkt beinahe wie eine Karikatur.

Nach der Pause folgt Mozarts Adagio und Fuge für Streichquartett c-Moll KV 546, welches mit ähnlichen Problemen kämpft wie das Quartett zuvor. Erst in der Fuge gewinnt die Musik an Farbe und Kraft und lässt das Genie des genius locoi sinnlich erfassbar werden.

Ludwig van Beethovens Streichquartett Nr. 4 c-Moll op.18 Nr. 4 kann gerade im zweiten Satz Andante scherzoso quasi Allegretto als ein offenes Bekenntnis zu Haydn und Mozart gesehen werden.

Das Cuarteto Casals arbeitet transparent und präzise die Melodielinien heraus und versucht das längste Werk dieses Konzerts erfassbar zu machen, aber auch Beethovens Werk leidet in der Interpretation der vier Musiker unter ähnlicher Farblosigkeit, ja fast Belanglosigkeit wie die Werke Mozarts an diesem Abend.

Als Zugabe nach zwei sich sehr lang anfühlenden Stunden folgt eine mustergültige Fantasia von Henry Purcell und ein weiterer Mozart. Leider vermögen die beiden Stücke nicht, die Probleme innerhalb des Quartetts vergessen machen: Der ehemalige Intendant der Salzburger Festspiele Gerad Mortier sprach einmal in einem Vortrag vom Streichquartett als einem Symbol für Demokratie – da eine jede Stimme gleichberechtigt neben der anderen stehe.

Das Cuarteto Casals und vor allem sein erster Violinist hätte dieser Ansicht nach wohl feudalistische Züge, die sich leider auch in der musikalischen Interpretation niederschlug und sich an den immer mehr lichtenden Reihen in der Kollegienkirche zeigte.

Bild: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli

 

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