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Liebesbekenntnisse und andere große Gefühle

FESTSPIELE / JUAN DIEGO FLORÉZ

04/08/15 Wenigen Sängern ist es vergönnt, einen Liederabend im Großen Festspielhaus geben zu dürfen. Juan Diego Flórez gehört dazu, auch wenn man wohl vom Programm her besser von einem Solistenkonzert gesprochen hätte. Flórez sang einen Querschnitt durch sein aktuelles und kommendes Opernrepertoire sowie einige italienische und französische Lieder rund um die Liebe.

Von Oliver Schneider

Wirklich in einem Liederabend wähnte man sich beim ersten Block nach der Pause mit vier „mélodies“ aus dem viel zu schmalen Oeuvre von Henri Duparc, der aufgrund einer Nervenlähmung bereits mit 37 am weiteren Komponieren gehindert war. Floréz‘ Stimme hat in den letzten Jahren stark an lyrischer Qualität gewonnen, so dass er „L’invitation au voyage“ aus Charles Baudelaires „Les fleurs du mal“ (Die Blumen des Bösen) geschmeidig und textdurchdringend gestaltete.

Ebenso fein gelang die dreistrophige, sich steigernde Schäferszene „Phidylé“, wobei man Floréz einen Begleiter mit mehr Gefühl für den von Richard Wagner inspirierten Komponisten und Wegbereiter des Impressionismus gewünscht hätte als Vincenzo Scalera.

Der Pianist schien sich wohler zu fühlen bei den hübschen Petitessen von Ruggero Leoncavallo und Francesco Paolo Tosti, die Floréz im ersten Programmteil zum Teil mit viel Schmalz zu Gehör brachte. Wer den Abend verpasst hat, kann zumindest einen Teil davon auf seiner neuen CD „Italia“ ab September nachhören.

Störend war in den beiden Liedblöcken, dass das Publikum nicht nur nach jedem Lied applaudierte, sondern dies zum Teil sogar in die Nachspiele hinein tat und damit gerade bei Duparc die Introvertiertheit der Lieder störte.

In Rezitativ und Arie des Don Narciso „Intesi: ah! tutto intesi … Tu seconda il mio disegno“ aus Gioacchino Rossinis „Il turco in Italia“ war Floréz‘ Stimme vokal geläufig und geschmeidig wie eh und je, und er glänzte mit perlenden Koloraturen. Großartig interpretierte er Gennaros Liebesbekenntnis „Partir degg’io … T’amo qual s’ama un angelo“ zur Giftmischerin Lucrezia Borgia aus Gaetano Donizettis gleichnamiger Oper. Wären nur die Handys nicht gewesen …

Für Charles Gounods Faust scheint dem peruanischen Ausnahmesänger zurzeit noch die französische Farbe in der Stimme ein wenig zu fehlen („Salut! chaste et pure“). Einen würdigen Abschluss bildete dann noch Edgardos „Tombe degli avi miei … Frau poco a me ricovero“ aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“. Diese Rolle wird Floréz dann im Dezember in Barcelona singen.

Bei den drei Zugaben bot Floréz dann ein Wunschkonzert-Potpourri, das den Saal zum Toben brachte: „Bésame mucho“, „Granada“ und zum Schluß Tonios („La fille du régiment“ von Donizetti) gefürchtete Spitzen. Standing Ovations für einen schönen Sommer-Konzertabend, der zu Festspielen genauso gehört wie intellektuell durchdachte Programmabfolgen.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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