36 Mal der Jedermann
FESTSPIELE / AUSSTELLUNG / HELMUTH LOHNER
05/08/15 237 Auftritte, davon drei sogar in einer Opernuraufführung, zeigen allein zahlenmäßig die große Bedeutung, die Helmuth Lohner für die Salzburger Festspiele besaß. Er „feierte wahre Triumphe in Salzburg, wahrscheinlich gerade weil er nie triumphieren wollte“, heißt es in einer Presseaussendung der Festspiele, die ihm derzeit eine Fotoausstellung im Landestheater widmen.
Am 23. Juni ist Helmuth Lohner gestorben. Ein Anlass, zu dem aus gutem Grund die schwarze Flagge am Festspielhaus entrollt wurde. Mit seinen Nestroy-Rollen schrieb Lohner (auch) Festspielgeschichte. Sie trugen ihm das wohl besonders stimmige Urteil der Kritik ein: „Lohner ist Fleisch von seinem Fleisch. Es gibt keinen besseren Nestroy-Darsteller.“
Allein 26 Mal spielte er den Herrn von Lips in Otto Schenks Inszenierung von „Der Zerrissene“ (1982-84), gar 30 Mal zwischen 1976 und 1980 den Titus Feuerfuchs im „Talisman“. Auch das war eine Inszenierung von Otto Schenk. 28 Mal war er Astragalus in Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, in dem Fall spielte er an der Seite von Otto Schenk, Regisseur war Peter Stein (die Aufführung war 1996 und 1997 zu sehen). Das war übrigens Lohners letzte Bühnenrolle bei den Festspielen, danach hat er noch einige Lesungen gestaltet.
Ein wenig Nestroy ist auch mitgeschwungen, als Lohner den Jedermann spielte. 1990 hat man ihm, der sich damals schon als Tod und Teufel im Spiel vor dem Dom betätigt hatte, diese Rolle angetragen. „Mit Helmuth Lohner in der Titelrolle und einer entstaubten Neuinszenierung retten die Salzburger Festspiele ihr traditionsreichstes Theaterereignis in unsere Zeit hinüber“, hieß es in einer Rezension „Eher eine Rolle für die Biografie als eine Traumrolle“, äußerte sich Lohner damals selbst dazu. „Jedenfalls ist der Jedermann die größte Belastung, die ein Schauspieler auf sich nehmen kann. Nicht nur körperlich, weil man eine ganze Vorstellung lang ohne Unterbrechung auf der Bühne steht. Vor allem ist es die Prominenz der Rolle, die einem fast Übermenschliches abverlangt.“
„Diese schier übermenschliche Anstrengung, diese geradezu furiose Passion, mit der Helmuth Lohner seinem Beruf, seiner Berufung jahrzehntlang gerecht zu werden versuchte, machten ihn so einzigartig“, heißt es in einer Presseaussendung zur Fotoausstellung, die man nun fürs Logenfoyer des Landestheaters zusammengestellt hat. „Die Salzburger Festspiele sind dankbar, dass es ihn gab, und tief traurig, dass er nicht mehr da ist“, schreiben Helga Rabl-Stadler und Sven Eric Bechtolf.