asdf
 

Michael Haydn beeinflusst Mozart

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / ANDRÉS OROZCO-ESTRADA

27/07/15 Die erste Mozart-Matinee war auch schon der der erste Triumph! Das Mozarteumorchester begeisterte unter der Leitung des Kolumbianers Andrés Orozco-Estrada mit Schuberts As-Dur Messe und Mozarts „Jupiter Symphonie“.

Von Horst Reischenböck

1825 besuchte Franz Schubert auf einer seiner wenigen Reisen auch die Stadt Salzburg. Nach der Ankunft führte ihn der erste Weg ans Grab von Michael Haydn. Für Schubert der Salzburger Haydn „der“ Salzburger Komponist. (Dass Mozart hier zur Welt gekommen ist, war ihm nicht bekannt).

Und Michael Haydns sakrale Kompositionen hat Franz Schubert schon sehr früh in der Kirche von Lichtental kennengelernt: ein Einfluss, den auch sein eigenes Schaffen spiegelt, auch wenn er 1826 in seiner ersten groß dimensionierten Messvertonung – der Messe As-Dur für Soli, Chor, Orchester und Orgel D 678 - weit über das Salzburger Vorbild hinausging.

Andrés Orozco-Estrada, in Wien geschult, sang dort im Musikverein selbst Schubert-Messen. Vom Tonkünstlerorchester zum Chefdirigenten des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt und, in der Nachfolge von Hans Graf in gleicher Position vor die Houston Symphony in den USA weggelobt, wählte sich diese Messe zu seinem Debüt vor dem Mozarteumorchester - mit dem er detailverliebt eine Fülle orchestraler Feinheiten schürfte: Ein großer musikalischer Bilderbogen vom eher ruhigen romantischen Beginn des „Kyrie“, über die dynamisch ausgereizte Wucht des „Gloria“ über die Jagdhorn-Klänge des „Sanctus“ bis zum besinnlich ausklingenden „Agnus Dei“.

Mit dem Salzburger Bachchor stand Orchester und Dirigent ein ebenso virtuos differenzierender wie ausdrucksstarker und – etwa in der „Cum Sancto Spiritu“-Fuge - schlagkräftiger Partner zur Seite.

Darin eingebettet war ein formidabel austariertes Solistenquartett erster Güte: Die Sopranistin Anna Lucia Richter bestach bereits mit der überirdischen Bitte des „Christe eleison“. Ihr ebenbürtig zur Seite stand die Altistin Katherina Magiera im Anstimmen des „Domine Deus“. Julian Prégardien fügte seinen souveränen Tenor dazu und Hanno Müller-Brachmann, schon seit 1998 mit Salzburg vertraut und kurzfristig für den erkrankten Alex Esposito eingesprungen, bildete mit seinem Bass sonor das Fundament.

Auch Mozart gab es bei der ersten Mozart-Matinee, und zwar die „Jupiter Symphonie“. Oft zu hören, diese Symphonie Nr. 41 C-Dur KV 551 - und doch auch in dieser Interpretation erneut faszinierend! Vom ersten Akkord an gestaltete Orozo-Estrada elektrisierend und spannungsgeladen, detailverliebt und die jeweiligen Themenexpositionen und wusste deren Wiederholungen fein differenzierend zu gestalten - bei allem voranstürmendem Impetus doch immer noch auch nachdenklich, wie etwa im Menuett. Hier etwa gab es reizvolle „Verschnaufpausen“ zum gedanklichen Ausruhen und prachtvolle Gelegenheiten für die Bläser, ihr Können solistisch einzubringen. Eine gewohnt erstklassige Leistung vom Mozarteumorchester, ein fulminanter Festspielbeginn.

Bilder: SFS / Marco Borrelli

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014