asdf
 

Hauptsache, die spirituelle Ader ist vorhanden

FESTSPIELE / HINTERGRUND / HINDUISTISCHE MUSIK

23/07/15 „Wir haben mit einem weißen Blatt begonnen“, sagt Florian Wiegand, Konzertchef der Salzburger Festspiele: Es sei eine Entdeckungsreise gewesen, das Programm für den Hinduismus-Schwerpunkt der Ouverture spirituelle zu erstellen. Mit fünf Veranstaltungen bekomme man natürlich nur eine Idee der Musiktradition dieser anderen Weltreligion.

Von Anne Zeuner

Es bestehe immer die Gefahr ins Folkloristische abzudriften. „Aber genau das wollen wir ja nicht. Wir wollten nach dem Ursprung, nach den Traditionen des Hinduismus suchen“, sagt Florian Wiegand. „Wir gehen hier oft so eurozentrisch mit der Kunst um“, sagt Bettina Bäumer, die aus Salzburg stammt. Sie habe bereits in der Vergangenheit versucht, Hinduismus-Konzerte in Salzburg zu organisieren, die aber als „Ethno-Musik“ abgestempelt worden seien. „Nein, es ist klassische Musik, aber eben in einer anderen Form“, sagt sie.

Bettina Bäumer zeigt ein Bild mit einer Darstellung der Göttin Shiva in einer Tänzer-Pose. Das sage viel aus über die Spiritualität und die indische Kunst. Hinduismus und Christentum künstlerisch zusammenzubringen? Die Unterschiede seien so gewaltig, dass es auch für den heurigen Schwerpunkt bei der Ouvertüre spirituelle unmöglich gewesen sei, eine Vermischung zu gestalten, wie es in den vergangenen Jahren mit den anderen Weltreligionen passiert ist.

„Wir haben uns daher für eine Gegenüberstellung entschieden“, sagt der Konzertchef dazu. Hinduisten aber, weiß Bettina Bäumer, seien sehr offen für andere Religionen. Beim ersten Konzert Kutiyattam am Montag in der Kollegienkirche habe der Leiter der Gruppe Margi Madhu Chakyar sofort gesagt, dass er spüre, dass es sich um einen sakralen Ort handle. „Hinduisten sind meist so offen, dass es ihnen egal ist, an welchen Gott der andere glaubt, solange eine Spiritualität da ist“, erzählt die Religionswissenschaftlerin.

Beim vierten Hinduismus-Konzert Bharatanatyam am Samstag (25.7.) wird die Tänzerin und Choreografin Alarmél Valli auftreten. Sie habe bereits als Kind angefangen zu tanzen. Mit 16 Jahren bekam sie die Möglichkeit in Paris im Théâtre de la ville zu tanzen. „Das war mein Wendepunkt“, sagt die Inderin. „Von da an war der Tanz mein Leben und es gab kein Zurück mehr.“ Viele, so sagt sie, missverstehen den Begriff Choreografin im Zusammenhang mit dem klassischen hinduistischen Tanz. „Es gibt das Vorurteil diese Kunst sei hölzern und jede Bewegung sei vor tausenden von Jahren festgelegt worden“, sagt sie. „Das stimmt aber nicht. Innerhalb des Ragas gibt es viele Möglichkeiten der eigenen Interpretation.“

Das Raga ist die melodische Grundstruktur der klassischen indischen Musik. Es gebe also eine Art musikalisches Korsett, das stimmen müsse, ansonsten falle man aus der alten Tradition heraus. In diesem Korsett aber sei reichlich Platz für Improvisation und Inspiration. Wie man die Mandras kombiniert und verwendet, darum geht es und das mache die Performance zu etwas Besonderem und eben nicht zu etwas Statischem. Die spirituelle Inspiration mache den Tanz zur Kunst, sagt Alarmél Valli. (PSF)

Die weiteren Aufführungen im Rahmen des Hinduismus-Schwerpunkts der „Ouverture spirituelle“:
Hinduismus III: Khyal. 24. Juli, 22 Uhr
Hinduismus IV: Bharatanatyam. 25. Juli, 20.30 Uhr
Hinduismus V: Morgen-Ragas. 26. Juli, 6 Uhr
Aufführungsort ist immer die Kollegienkirche –
www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner
Zum Interview mit der Hinduismus-Sprezialistin Bettina Sharada Bäumer
Wenn wir bloß die Ragas und Talas heraus hörten!

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014