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Wenn jemand eine Reise tut …

FESTSPIELE / HINDUISMUS 2 / DHRUPAD

22/07/15 Beeindruckende Instrumente, drei Musiker in farbenfroher Kleidung und eine ganz eigene Art von Musik. Ein schwebender Zustand. Ein Klangteppich der Meditation, der sich in der Kollegienkirche ausbreitet. Eine Reise in eine andere Welt, und die Tür ist ein Konzert!

Von Sascha-Alexander Todtner

Das zweite Hinduismus-Konzert der Ouverture Spirituelle widmet sich der wohl ältesten und kompliziertesten Form der klassischen indischen Musik: dem Dhrupad. Vier Ragas stehen am Dienstag (21.7.) auf dem Programm. Raga bedeutet soviel wie Farbschattierung, Stimmung oder Gestimmtheit und ist in der indischen Musik ein grundlegendes Prinzip für Improvisationen.

Die drei Musiker betreten die Bühne und tragen traditionell bunte indische Kleidung, sitzen auf Kissen und die visuell und in ihren Klängen beeindruckenden traditionellen indischen Instrumente schaffen einen Kontrapunkt zu weißen Pracht der Kollegienkirche.

Die Leitfigur des Dhrupad Uday Bhawalkar sitzt in der Mitte, neben ihm an der Tabla Prassanna Vishwanathan und auf der anderen Seite Pratap Awad an der Pakhawaj.

Ein meditativer Klangteppich. Musik, die sich scheinbar immer wieder wiederholt. Eine Stimme, die einen schwebenden Zustand der Musik – weder fallend noch steigend – vermittelt. Eine Stimme, die melancholisch anmutend den Raum füllt. So könnte man den Anfang des Hinduismus II-Konzerts beschreiben.

Nach vierzig Minuten durchbricht eine Melodie die Monotonie, der schwebende Zustand wird durch einen nach oben strebenden Impuls in der Stimme gebrochen und aus der Meditation wird plötzlich ein Tanz. Das Tempo wird schneller und die Musik leichter und beschwingter. Dieser zweite Teil zeigt zugleich auch auf, wie stark die zeitgenössische Populärmusik von den traditionellen indischen Rhythmen beeinflusst wurde.

Und wenn dann gegen 21.15 Uhr in der Kollegienkirche das letzte Tageslicht der lauen Sommernacht gewichen ist, dann verleiht das Lichtdesign dem Konzert eine weitere Ebene von Sakralität und Besinnung. Ungewöhnlich still und entspannt ist die Atmosphäre im Konzertsaal – die Stimme von Uday Bhawalkar, die sich irgendwo zwischen Himmel und Erde befindet, und die Technik des Gesangs mögen dem westlichen Publikum eigen erscheinen, aber beeindrucken deshalb wahrscheinlich umso intensiver.

Es ist ein wenig als wäre die Musik eine Wolkenformation, die sich langsam über das Publikum ausbreitet und die durch den Alltag und die hochsommerlichen Temperaturen erhitzen Gemüter abkühlt und entspannt.

Nach knapp einer Stunde zehn Minuten endete das erste Stück und das Publikum verweilt in einem tranceartigen Zustand. Wahrscheinlich wäre es an diesem Punkt gut gewesen, das Konzert zu beenden. Die weiteren drei Stücke, ebenfalls Ragas, dauern jeweils zwar nur 15 Minuten, aber mit der Zeit wird der Klangteppich doch etwas langatmig. Gerade hinsichtlich der Struktur der Stücke unterscheiden sich die drei darauffolgenden nicht wesentlich vom ersten Raga Rageshri.

Auch wenn das zweite Hinduismus-Konzert der Ouverture Spirituelle vielleicht etwas zu lang war, so haben die Salzburger Festspiele doch dadurch eine Tür in eine andere Welt der Musik aufgestoßen und haben das Publikum mit unglaublich begnadeten Reiseführern auf die Reise geschickt!

Bilder: Salzburger Festspiele /Franz Neumayr

 

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