Kurzfristig wird Mexico erobert
FESTSPIELE 2015 / OPER
06/11/14 Jahr für Jahr wartete man auf die neue Oper von György Kurtág – und sie kam nicht. Sie kommt auch heuer nicht, und womöglich überhaupt nicht. Der alte Herr, so nett er ist, lässt sich nämlich von einer Festival-Einladung keineswegs abbringen vom hohen Anspruch an sich selbst.
Von Reinhard Kriechbaum
So etwas ist schon sehr bemerkenswert heutzutage, verdient Respekt. Man muss froh sein um solche Künstler. Traurig natürlich auch, weil hätte es geklappt, wäre wahrscheinlich ein potentieller Klassiker der Moderne herausgekommen. Nun also ein Werk, das dieses Etikett schon für sich in Anspruch nehmen kann: Wolfgang Rihms Musik-Theater „Die Eroberung von Mexico“, geleitet von Ingo Metzmacher, inszeniert von Luc Bondy. In den Rollen der Gegenspieler: Angela Denoke ist Montezuma, Bo Skovhus ist Cortez. Im Orchestergraben der Felsenreitschule sitzt das ORF-Sinfonieorchester.
Dan Ettinger, Generalmusikdirektor am Nationaltheater Mannheim, ist nun als Dirigent für „Le nozze di Figaro“, den dritten Abend des Mozart/DaPonte-Zyklus, ausersehen. Sven-Eric Bechtolf inszeniert, Martina Janková singt die Susanna, Adam Plachetka den Figaro, Genia Kühmeier die Contessa, Luca Pisaroni den Conte Almaviva, und Margarita Gritskova den Cherubino (im Haus für Mozart).
Die dritte Neuinszenierung des bevorstehenden Festspielsommers gilt im Großen Festspielhaus Beethovens „Fidelio“. Claus Guth ist der Regisseur, Franz Welser-Möst steht am Pult die Wiener Philharmoniker. Es singen Adrianne Pieczonka (Leonore) und Jonas Kaufmann (Florestan).
Weil man nun dezidiert Abstand nimmt von Alexander Pereiras Verdikt gegen Wiederaufnahmen, hat Franz Welser-Möst im Sommer 2015 ganz viel zu tun in Salzburg: „Der Rosenkavalier“ kommt nämlich wieder, mit einer Umbesetzung (Golda Schultz wird die Sophie gestalten). Auch „Il trovatore“ gibt’s nochmal, wieder mit Anna Netrebko, Francesco Mieli und Plácido Domingo. Letzterem ist der Auftritt besonders wichtig, denn 2015 feiert er sein 40-Jahre-Jubiläum bei den Festspielen. Und, so heißt es, er sei jetzt im Gegensatz zum vergangenen Sommer gesund und wolle zeigen, was er kann. Der Platz am Pult ist neu vergeben, an Gianandrea Noseda.
Auch Cecilia Bartoli ist sommersüber nicht wenig im Einsatz: Da wird erstens Glucks „Iphigénie en Tauride“ von den Pfingstfestspielen 2015 übernommen, wo sie die Titelrolle singt. Diego Fasolis leitet I Barocchisti, Regie führen Moshe Leiser und Patrice Caurier. Christopher Maltman singt den Oreste und – neu im Sommer – Rolando Villazón den Pylade.
Die zweite Hauptrolle der Bartoli im Sommer ist „Norma“. Diese Aufführung ist ja nicht nur wegen ihr zu Pfingsten 2013 ein Knüller gewesen. Die Produktion wurde damals mit dem International Opera Award für die beste Neuproduktion ausgezeichnet. Giovanni Antonini dirigiert das Orchestra La Scintilla.
Die konzertanten Opern-Aufführungen: In Jules Massenets „Werther“ singt Piotr Beczala die Titelrolle und Elīna Garanča die Charlotte. Alejo Pérez dirigiert das Mozarteumorchester Salzburg. Thomas Hengelbrock leitet in Henry Purcells Dido and Aeneas das Balthasar-Neumann Ensemble, -Chor und -Solisten. Es singen Kate Lindsey, Katja Stuber , und auch eine Schauspielerin ist da mit von der Partie: Johanna Wokalek wird als Kassandra eine neu kreiierte Rolle ausfüllen.
Schließlich kommen gegen Festspielende zwei konzertante Aufführungen von Giuseppe Verdisfrüher Oper „Ernani“. Riccardo Muti leitet das Orchestra Giovanile Luigi Cherubini. Es singen unter anderen Francesco Meli, Luca Salsi, Ildar Abdrazakov, Tatiana Serjan und die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. (Wird fortgesetzt)
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Bilder: Salzburger Festspiele / Universal Edition (1); Eric Marinitsch (1); Hans Jörg Michel (1); Forster (1); Dietmar Scholz (1)
Zum Kommentar Kreuzfahrt in stillen Wassern