Eine Bilanz, mit der man leben kann
FESTSPIELE / ABSCHLUSS-PRESSEKONFERENZ
28/08/14 Merklich gelöst, sachlich seine Sicht auf die vergangenen sechs Festspielwochen darlegend: So verabschiedete sich Alexander Pereira heute Donnerstag (28.8.) von den Journalisten. Was er hinterlässt – und da wird ihm niemand ernsthaft widersprechen wollen: „Eine Bilanz, mit der man leben kann.“
Von Reinhard Kriechbaum
Ob das Damit-leben-Können genug ist für ein Festival von diesem Format, das ist die Frage. Heuer war die erste Saison seit langer, langer Zeit, da die Präsidentin und Finanz-Verantwortliche Helga Rabl-Stadler nicht mit Super-Zahlen und satten Besuchersteigerungen hat auftrumpfen können. Das ging schon deshalb nicht, weil der hemmungslose Expansionskurs vom Direktorium schon im Herbst des Vorjahres etwas eingebremst worden war. 234.000 Besucher in 219 regulären Veranstaltungen hat man heuer erreicht. 271.000 belegte Plätze sind es, wenn man Generalproben und Sonderveranstaltungen hinzu zählt. Die Karteneinnahmen beliefen sich auf 29,1 Millionen Euro. Der Festspielball ist da noch nicht mitgeschätzt. Die Platzauslastung lag wie im Vorjahr bei über 93 Prozent.
Kurz rekapituliert die Zahlen, die im Vorjahr zum selben Zeitpunkt genannt wurden: 2013 hat man mit 286.000 Besuchern abgeschlossen, die Karteneinnahmen betrugen damals bis zu den letzten August-Tagen 29.155.000 – also knapp mehr als heuer, bei deutlich mehr Publikum (und Veranstaltungen).
2013 lagen die Einnahmen, wie man damals kund tat, um 2,428 Millionen Euro über dem Veranschlagten. Heuer, so betonte Helga Rabl-Stadler, liege der Erlös aus dem Kartenverkauf ebenfalls weit über den budgetierten Einnahmepegel, nämlich um 2,2 Millionen. Die Eigenwirtschaftlichkeit der Festspiele ist mit 79 Prozent nach wie vor absolute Spitze.
Ja, damit kann man leben. All diese Zahlen haben noch keine wirkliche Aussagekraft, weil die Kostenseite noch nicht abgerechnet ist. Schlussbilanz wird immer erst im November gelegt. Man wird wohl knapp auf der schwarzen Seite liegen. Die aktuellen Zahlen – die vorigjährigen hat man bei dem Pressegespräch aus gutem Grund mit keinem Wort angesprochen – widersprechen jedenfalls Alexander Pereiras Strategie der Veranstaltungsausweitung um jeden Preis.
Ein paar Beobachtungen hat Pereira bei der Bilanz-Pressekonferenz ins rechte Licht gerückt. Wenn man „ins Internet glotzt“, finde man zwar für alles Karten, aber das seien Rückgabekarten, die in Kommission weitergereicht würden. Tatsächlich, so sagte Pereira, habe es „für acht Rosenkavalier-Aufführungen genau drei Restkarten“ gegeben. Die Auslastung habe bei „Don Giovanni“ 99 Prozent betragen, bei Fierrabras immerhin 96 Prozent. Pereira, lächelnd: „Der Einfluss der Kritik aufs Verkaufsergebnis ist praktisch null.“
Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf verwies ebenfalls auf gute Auslastungszahlen und er hob hervor, dass die inhaltliche Zentrierung auf das Gedenkjahr 1914 nicht dazu geführt habe, das man „feldgrau durch die Schützengräben geschritten“ sei. Da wird ihm auch niemand widersprechen.
Ein paar Eckdaten: 4.200 Karten wurden zu stark herabgesetzten Preisen (10-15 Prozent der Originalpreise) an jugendliche Besucher abgegeben. 5.000 junge Menschen zählte man bei den Veranstaltungen und Workshops für das Alterssegment Kinder und Jugendliche. Bei Einlass- und Generalproben hat man wieder die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ mit Kartenkontingenten bedacht. Übrigens: Mehr als die Hälfte des Kartenkontingents der Festspiele sind im Preissegment bis 105 Euro angesiedelt.
Die Witterung war heuer wohl nicht wie geschaffen für die Festspielnächte. Von 70.000 Besuchern kann man trotzdem lesen in der Presseaussendung der Festspiele. Gemeinsam mit UNITEL wurden in Koproduktion mit dem ORF, ZDF, 3sat, Arte, Bayerischer Rundfunk, NHK, Classica, MediciTV und ServusTV in diesem Jahr insgesamt 14 Produktionen aus den Bereichen Konzert und Oper aufgezeichnet und in mehr als 30 Länder im Fernsehen und im Internet übertragen. ORF Radio übertrug vier Opernproduktionen und 20 Konzerte. Durch die Partner der EBU werden diese weltweit in 40 Länder übertragen. Weitere zwei Radioaufzeichnungen gab es durch den Bayerischen Rundfunk.
120 begleitende Veranstaltungen hat der Verein der Freunde angeboten. Und das Medienecho ist den Festspielen natürlich auch immer eine Erwähnung wert: 520 Journalisten waren diesmal da, aus 33 Ländern.