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Sturm, Drang und Leidenschaft

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / BOLTON, VILLAZÓN

24/08/14 Die letzte Mozart-Matinee des Festspielsommers gestaltete das Mozarteumorchester nochmals unter der Leitung seines Chefdirigenten Ivor Bolton und gemeinsam mit dem heftig akklamierten Rolando Villazón.

Von Oliver Schneider

Mag dem Konzertprogramm der Festspiele im Gesamten ein Rahmen fehlen, der auch durch die Aufführung aller Bruckner-Sinfonien oder die marginalisierte Schiene Salzburg Contemporary nicht annähernd entstehen kann, so bietet es zum Glück immer wieder in sich geschlossene Konzertabende oder Matineen, die vieles wettmachen. Das gilt auch für die letzte Mozart-Matinee, in der das Mozarteumorchester sich dem musikalischen Sturm und Drang widmete. Eine dunkle Grundstimmung, aufgeregte Tremoli, bizarre Sprünge, bedrohliche Unisoni sind charakteristisch für die nachklassische Periode, die in der Literatur sehr viel bekannter ist als in der Musik.

Auch Joseph Haydn experimentierte mit den Stilmitteln des Sturm und Drang in seiner 1765 auf Schloss Esterházy komponierten g-Moll Sinfonie. Und Ivor Bolton ist für diese Musik genau der richtige Dirigent. Besonders hübsch gelingt aber auch das nur von Streichern im Dreiertakt komponierte Andante, während man sich die Oboen und die beiden unterschiedlich gestimmten Hörnerpaare im Trio noch deutlicher hervorgehoben gewünscht hätte. Ein wahres musikalisches Unwetter ließ Bolton im abschließenden Finale erklingen.

In den Sturm und Drang gehören auch die beiden Symphonien in g-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart. Die 1773 in Salzburg entstandene so genannte kleine g-Moll-Sinfonie, die mit Haydns Vorbild nicht nur die Tonart, sondern auch die Besetzung mit vier Hörnern verbindet, erklang zum Schluss des Vormittags. Neben den von leidenschaftlicher Bewegtheit gekennzeichneten Ecksätzen überzeugte vor allem das gesangliche Bläser-Trio. Schön und erhellend, im selben Konzert Haydns zu selten aufgeführte und Mozarts (zu) häufig gespielte g-Moll-Symphonie hören.

Mit Leidenschaft, so hat Publikumsliebling Roland Villazón dazwischen die Arie „Per pietà, non ricercate“ sowie „Or che il dover – Tali e cotanti sono“ aus der Licenza KV 36 gestaltet. Letztere war ein musikalischer Gruß zur Jubiläumsfeier der Weihe von Fürstbischof Sigismund von Schrattenbach. Und hier wäre - bei aller Hochachtung vor Villazóns Totaleinsatz - ein echter lyrischer Tenor die bessere Wahl gewesen. Das gilt auch für die Arie des Pylades „Unis dès la plus tendre enfance“ aus Christoph Willibald Glucks „Iphigénie en Tauride“.

Wesentlich überzeugender gelang Villázon die Zugabe: Mozarts „Con ossequio, con rispetto“ KV 210. Hier mimte er einen scheinbar devoten Diener, der hinter dem Rücken seines Herrn seinem Ärger freien Lauf lässt. Transparent, aber etwas zu massiv spielte das Mozarteumorchester direkt nach der Pause noch Glucks Ouvertüre zu „Iphigénie en Aulide“.

Bild: Salzburger Festspiele / Monika Hoefler

 

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