asdf
 

In und aus den Fugen

FESTSPIELE / BUCHBINDER / BEETHOVEN-ZYKLUS 7

21/08/14 Mehr als dreißig Jahre hat sich Buchbinder immer wieder mit dem Kosmos der 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethvoen auseinander gesetzt. Am letzten Abend seines alle Klaviersonaten Ludwig van Beethovens umfassenden Zyklus wurde Rudolf Buchbinder seinem Ruf als Pianist gerecht – und endlich auch der Akustik im Großen Saal des Mozarteums.

Von Horst Reischenböck

Mehr als dreißig Jahre hat sich Buchbinder immer wieder mit dem Kosmos der 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethvoen auseinander gesetzt. Während er an den vorangegangenen sechs Abenden jeweils Sonaten aus unterschiedlichen Entstehungszeiten miteinander verknüpfte, stellte er zum Abschluss das bekrönende Triptychon der drei letzen Sonaten ins Zentrum - logischerweise als in sich geschlossenes Ganzes ohne Pausenzäsur dazwischen. Beethoven hat in diesen Werken einerseits die Summe seines kompositorischen Schaffens für das Klavier gezogen – und zugleich prophetisch die Tore weit in die Zukunft geöffnete.

Von den Zeitmaßen her legte Buchbinder gleich zu Beginn im Vivace der E-Dur Sonate op. 109 den Schwerpunkt auf das „nicht zuviel“ der Vorgabe. Lyrisch zart, vom Einstieg her fast unterschwellig setzte er dann funkelnde Glanzlichter auf. Auch dem eigentlich bockig, ja aufmüpfigen Scherzo, das er nahtlos daran anschloss, versagte er übertriebene virtuose und dynamische Attacke. Iin den nachfolgenden Variationen über das schlichte Thema schürfte er dessen Gesangslinie immer wieder neu und fein ziselierend.

Den Einstieg in die As-Dur Sonate op. 110 gestaltete Buchbinder ebenso nachdenklich, unmittelbar gefolgt von dem bizarren Humor des Allegro – auch dabei unter eher Verzicht auf das angesagte „molto“ und dadurch die angesagten Lautstärke-Kontraste noch plastischer ausspielend. Nach dem Rezitativ versenkte er und die Zuhörer in Melancholie des Adagios, mit dem das Finale anhebt. Wobei er die Glockenschläge beim zweiten Auftreten wahrhaft metallisch aus den Saiten des Steinways heraus dröhnen ließ. Auch in den großen Fugen-Teilen modellierte er deren Bass einmal mehr mit der ihm angebracht scheinenden dröhnenden Pranke und steigerte sich dann fast in einen dionysisch positiv abschließenden Rausch hinein.

Entsprechend wuchtig auch der Kopfsatz der c-Moll Sonate op. 111, allerdings durchaus beherrscht waren die majestätische Eröffnung und das von Buchbinder kämpferisch feurig leidenschaftlich angegangene Allegro. Dieses verknüpfte er im Pianissimo ausklingend mittels Pedal direkt mit der legendären Arietta.

Nachdenklich aufgeschlüsselt das Thema auch dieser Variationen, vorerst durch Rubati gegliedert und dann nach den tänzerisch bewegten Veränderungen der perfekt trillernde friedvolle Ausklang.Was einige Unentwegte im Auditorium, an denen wohl Beethovens und des Pianisten Intentionen spurlos vorübergegangen sind, nicht davon abhielt, schon in die ausklingenden Töne hinein die Hände zu regen.

Eigentlich verbietet sich nach diesem Werk jegliche Zugabe. Buchbinder wollte aber wohl die handvoll stehende Ovationen liefernder Fans nicht enttäuschen, denen offenbar die Herausforderungen emotional und geistig nicht minder anspruchsvoll gestalteter Musik zu wenig waren. So verabschiedete Buchbinder sich wohl zu deren Überraschung - und mit der Begründung, Franz Schubert sei bei Beethovens Begräbnis Fackelträger gewesen - mit dessen As-Dur Impromptu. Ende gut, alles gut.

Bild: SFS/Marco Borggreve

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014