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Lied-Raritäten virtuos präsentiert

LIEDERABEND / BECZALA / OKERLUND

18/08/14 Der Startenor Piotr Beczala gab einen lauthals bejubelten Abend mit Liedern von Robert Schumann, Mieczysław Karłowicz, Antonín Dvořák und Sergej Rachmaninow. Wenn ein Sänger wie Beczala sich in einem Lied wie „Ich grolle nicht“ einen Ausflug auf die Opernbühne gestattet, folgt man ihm gerne.

Von Heidemarie Klabacher

Leider ist er auf einer Bergtour umgekommen. Von den zwei Dutzend Liedern des 1909 verunglückten polnischen Komponisten Mieczysław Karłowicz hat Piotr Beczala sieben besonders effektvolle präsentiert. Es sind scheinbar schlichte volksliedhafte Gesänge, denen Mieczysław Karłowicz meist einen effektvollen Schluss in großen Höhenlagen verpasst hat. Dass Piotr Beczala höchste Finaltöne auch im pianissimo verklingen lassen kann, zeigte er eindrucksvoll etwa im Lied „Ich weiß sie noch die stillen Tage“.

In den vier atmosphärisch dichten Liedern von Sergej Rachmaninow setzte sich der Startenor gegenüber dem Liedsänger mit Lust und Verve durch. Doch auch hier bescherte just der zarte Klagegesang „Flieder“, den Beczala bei größter Präsenz in feinstem pianissimo gestaltet hat, bewegende Augenblicke.

Nicht genug zu danken ist dem Sänger, dass er diese Liedraritäten überhaupt ins Programm genommen und in den Originalsprachen - „naturgemäß“ versiert wie kein Zweiter – vorgestellt hat.

Bekannt sind Antonín Dvořáks „Cigánské melodie“ op. 55. „Ei, ei wie mein Triangel wunderherrlich läutet“ heißt das zweite Lied, das Piotr Beczala lebendig wendig mit größtem Trotz dem Tod entgegen geschleudert hat. Bei dem wunderbar wehmütigen Lied „Als die alte Mutter mich noch lehrte singen“ denkt man, da hilft nichts, an Thomas Hampson. Piotr Beczala hat das Verrinnen der Zeit, gespiegelt im Fluss der Wehmutstränen, mit größter Behutsamkeit beschworen.

Eröffnet haben Piotr Beczala und seine, vor allem laut begleitende, Partnerin am Klavier Kristin Okerklund den Abend mit Robert Schumanns „Dichterliebe“. Da wurde natürlich kein neues Kapitel in der Geschichte der Liedinterpretation aufgeschlagen. Aber Beczalas Ringen um eine der Gattung Lied angemessene Interpretation war spürbar, ohne dass es der Wiedergabe die Lebendigkeit geraubt hätte.

Wenn ein Sänger wie Beczala sich in einem Lied wie „Ich grolle nicht“ einen Ausflug auf die Opernbühne gestattet, folgt man ihm gerne. Der Galgenhumor in „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ war widerspenstig-bockig; die Verlorenheit in „Ich hab’ im Traum geweinet“ bewegend; wie der Erzmusikant Heinrich Heines archaische Bilder und die märchenhaften Gestalten der „Alten bösen Lieder“ beschworen hat, war ein Erlebnis. Viele Zugaben.

Das Konzert wird am 26. August um 10.55 im Programm Ö1 gesendet
Bilder: SFS/Marco Borrelli / Lelli

 

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