Triumph mit Wasser und Feuer
YOUNG CONDUCTORS AWARD / MAXIME PASCAL
18/08/14 Das war kein Gang durch Wasser und Feuer zwecks Läuterung. Das war ein souveränes Spiel mit den Elementen! Maxime Pascal, der Preisträger des Nestlé and Salzburg Festival Conductors Award, hat sich am Pult des Gustav Mahler Jugendorchesters mit Werken von Claude Debussy, Ernest Chausson und Igor Strawinsky präsentiert - und einen Triumph eingefahren.
Von Heidemarie Klabacher
Strawinskys Ballett-Suite L’Oiseau de feu aus 1945 ist ein Knaller, ein Märchen in Musik voller Schönheit und Schrecken. Spielt sich von selbst? Keineswegs. Die elegante Phrasierung in den ruhevollen Passagen, die schwebenden Klangflächen, die nicht Stillstand bedeuteten, sondern einen feinen dynamischen Sog spüren ließen, die Räume, die der junge Dirigent den Orchestersolisten zur Entfaltung ihrer perfekt ausgeloteten Dialoge auftat: All das erfordert vorausschauenden Überblick.
Genauso, wie die dramatischen Passagen der Feuervogel-Suite, etwa die wild auffahrenden Trompeten-Fanfaren, die plötzlich gar nicht mehr überirdisch sanft, sondern diabolisch schrill klingenden Streicher oder gar der souverän im Zaum gehaltene rhythmische Tumult im Danse infernal.
Eine besondere Verneigung soll dem Fagottisten und dem Cellisten des Gustav Mahler Jugendorchester gelten, dem Trompeter, der Flötistin - allen Solistinnen und Solisten, die wunderbare feinste Episoden herausleuchten haben lassen. Insgesamt schien das Gustav Mahler Jugendorchester in jeder Sekunde bestrebt, seinem jungen Dirigenten jeden Gestaltungswunsch nicht nur vom Stab, sondern auch von Aug und Herz abzulesen: ein musikalisches Miteinander war das, wie man es sich lebendiger, aufmerksamer und damit wirkungsvoller nicht wünschen kann.
Bewundernswert Maxime Pascals Umgang mit der Lautstärke, auch in Debussys La Meer, den drei Symphonischen Skizzen für Orchester aus 1905. Pascal hat nicht einfach drei große „Seestücke“ in Musik vorgelegt, sondern Analysen vom emotionalen Auf-und-Ab in jeder Biographie: „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser“, heißt es bei Goethe/Schubert. Das gilt auch für diese Debussy-Interpretation.
Ernest Chaussons Poéme de l’amour et de la mer op. 19 aus 1893 war das dritte Werk im Triyptichon dieser Seelen-Stücke zwischen Auflodern der Emotion und ihrem Erlöschen. Gesungen hat die sechs todtraurigen Lieder von einer Sommerliebe am Meer – „denn ein schönes Mädchen stand am Strand“ - die Mezzosopranistin Marianne Crebassa. Sie bewegte mit perfekt phrasierter ruhevoller Kantilene. Darunter hat der Dirigent Maxime Pascal einen farbig opulenten und zugleich überaus fein geknüpften Klangteppich ausgelegt.
Ingo Metzmacher als Vorsitzender der zehnköpfigen Jury zum Nestlé and Salzburg Festival Conductors Award hat nach dem Konzert den Preis überreicht, den Maxime Pascal symbolisch an das Orchester weitergegen hat: Ohne Dirigenten könne Musik sehr wohl erklingen, ohne Musiker nicht, sagte der 28jährige Franzose sinngemäß. Da man mit reden ein Konzert nicht beenden könne, gab er denn auch mit dem letzten Feuervogel-Satz der Musik das letzte Wort.