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Klang, der sich verschleiernd überfließt

SOLISTENKONZERT / POLLINI

14/08/14 Es ist in den letzten Jahren nicht immer alles gut gegangen, bei den Solistenkonzerten von Maurizio Pollini. Technische Probleme haben sich nicht verkennen lassen. So hat man den Auftritt Pollinis im Großen Festspielhaus mit kräftig gedrückten Daumen erwartet. Ein schöner bewegender Abend ist es geworden.

Von Heidemarie Klabacher

Gespielt hat Maurizio Pollini die 24 Préludes op. 28 von Frédéric Chopin und die Préludes, Livre 1 von Claude Debussy. Mit den zwölf Debussy-Préludes hat Pollini den Raum mit sanft grundierten klangfarbenreichen Genrebildern erfüllt: ruhevoll schwebend in den ruhigeren Stücken, wie den eröffnenden Danseuses de Delphes oder Des pas sur la neige. Kraftvoll zupackend mit vorwärts drängender Energie gestaltete er die bewegteren Stücke, wie etwa La sérénade interrompue mit den sich energisch gegeneinander verschiebenden repetieren Tönen oder die verspielten Minstrels. Auf blondem Haar in La fille aux cheveux de lin ließ Pollini Goldakzente aufschimmern, im Stück Versunkene Kathedrale feine Obertonwirkungen und ein imponierend verhaltenes Crescendo sich entwickeln.

Etwas weniger Energie war im ersten Teil des Abends bei den Chopin-Préludes zu spüren. Nicht immer ausgewogen war etwa die Lautstärken-Balance zwischen begleitenden Akkorden oder Läufen und der Melodie in der jeweils anderen Hand. Die verhalteneren Stücke wie etwa das Largo (e-Moll) schienen eher stillzustehen, im Cantabile (B-Dur) wollte sich in der großen Melodie kein rechter Sog entwickeln.

Viel Pedal ließ – ganz unnötig – wendig phrasierte und präzise artikulierte Läufe verschwimmen. So blieb der Klang durchwegs verschleiert. Maler verwenden „lasierende“ Farben, wenn sie ein Bild mit einer durchscheinenden Farbschicht überziehen wollen. Ein lasierendes Sepia schien Pollini über den Klang seiner Chopin-Préludes zu legen.

Umso mehr freute man sich über das Erstrahlen und Erstarken des Klanges etwa im tänzelnden Andantino (A-Dur) oder im sprühenden Vivace (Es-Dur). Eine Freude waren auch die sanft tröpfelnden „Regentropfen“ im Sostenuto (Des-Dur).

Debussy soll eine Regel für das Klavierspiel – besonders das Chopin-Spiel - aufgestellt haben: „Man muss vergessen, dass das Klavier Hämmer hat.“ Mauricio Pollini schien dieser Regel gefolgt zu sein, in beiden Zyklen. Ein bewegender Klavierabend.

Bilder: SFS/Silvia Lelli

 

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