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Zum Pfeifen ... in zweihundert Jahren

FESTSPIELE / MOZARTEUMORCHESTER / CHRISTOPH ESCHENBACH

12/08/14 32 Jahre alt war Jospeh Haydn als er seine Synphonie Nr. 21 schrieb. Fast 250 Jahre später wird Mark-André Dalbavis Konzert für Flöte und Orchester gespielt. Dem Komponisten der „Charlotte Salomon“ ist die Sympathie des Publikums sicher, auch am Montag (11.8.) in der Felsenreitschule.

Von Larissa Schütz

Dennoch beginnt der Abend eben mit Haydns Symphonie in A-Dur. Christoph Eschenbach dirigiert das Mozarteumorchester gemächlich durch das Adagio und setzt besonders starke Akzente mit den Streichern, die Bläser geraten dabei  ein wenig in den Hintergrund . Das Presto ist dafür umso zügiger, und Eschenbach leitet seine Musiker unter großem Körpereinsatz. Trotz der Tatsache, dass Joseph Haydn hier quasi eine revolutionäre Umkehrung der gewohnten Schnell-langsam-schnell-Abfolge der Sätze vorgenommen hat, erscheint die Symphonie neben dem folgendem Konzert für Flöte und Orchster von Dalbavie im Gewand braver Klosterschülerinnen.

Mit lautem Getöse startet das Orchester in das Werk und löst sich anschließend in einen atmosphärisch schwirrenden Klangkörper auf. Entgegen der vorherigen Darbietung ist Eschenbach nun ganz ruhig und setzt voll und ganz auf die Wirkung der Klänge. Mit großem technischen Geschick präsentiert der Solist Mathieu Dufour, welche Klangmöglichkeiten die Flöte zu bieten hat. Es wird ganz klassisch zeitgenössisch getrillert, gepustet und geklopft, und zusammen mit dem Mozarteumorchester entsteht eine Musik, die förmlich durch den Raum wandert und die Felsenreitschule wie einen Kinosaal mit Surround System erscheinen lässt.

Ist man nach der Pause der Meinung, man habe sich jetzt in der Spektralmusik zurecht gefunden wird man sofort wieder ins nächste Klangexperiment geworfen. Die Suite für Violoncello und Orchester erscheint viel statischer, es ist ein Spiel zwischen Konsonanz und Dissonanz. Der Solist Dimitri Maslennikov wiederholt endlos gleiche Tonabfolgen nacheinander und schafft es, sie doch jedes Mal anders klingen zu lassen. Teilweise erweckt er den Eindruck, dass das Violoncello dem Klang einer E-Gitarre gleicht. Christoph Eschenbach überlässt diese Soloteile ganz allein der Interpretation Maslennikovs und baut ihm mit dem Orchester ein Fundament aus den verschiedensten Facetten von Streich- und Blasinstrumenten. Solist und Dirigent fallen sich danach in die Arme, und Marc-André Dalbavie, der ebenfalls im Publikum saß, kommt natürlich auch nach vorne.

Mit Beethovens Erster Symphonie klingt der Abend aus. Ob es an den Eindrücken der vorangegangenen Stücke liegt, dass das Adagio jetzt erstaunlich langsam klingt? Ein Pasticcio-Programm, nach dem einem auch durch den Kopf gegangen ist: Wer weiß was für Musik Marc-André Dalbavies Werke im nächsten Jahrhundert ummanteln werden? Das Publikum braucht ja schließlich immer altbekannte Melodien, die es auf dem Heimweg pfeifen kann.

Bild: Salzburger Festspiele / Eric Brissaud

 

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