Energieniveau steigend
FESTSPIELE / BUCHBINDER / BEETHOVEN-ZYKLUS
04/08/14 Rudolf Buchbinder spielt alle 32 Beethoven-Sonaten. Buchbinder-Mania? Schaut so aus! Die Video-Firma Unitel wird alle sieben Abende mitfilmen. Buchbinders Buch „Mein Beethoven. Leben mit dem Meister“, eine Beethoven-Biographie entlang der Klavierwerke ist vorgestellt, der Zyklus im Großen Saal des Mozarteums eröffnet und Buchbinder bejubelt worden.
Von Heidemarie Klabacher
Zum ersten Mal in der Geschichte der Salzburger Festspiele wagt sich ein Pianist an die Gesamtaufführung aller 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven: Rudolf Buchbinder ist das schon fünfzig Mal zyklisch angegangen. „Das Finale der Pathétique“, kündigte Buchbinder seine erste Zugabe an. Und fügte hinzu: „Von Beethoven.“ Der Intendant von Grafenegg und Pianist wird seine Pappenheimer kennen. Wobei das Publikum in diesem Festspielkonzert vorbildlich konzentriert bei der Sache war: Also bei den Sonaten Nr. 1 f-Moll, Nr. 10 G-Dur, Nr. 13 Es-Dur, Nr. 17 d-Moll Der Sturm und Nr. 18 Es-Dur Die Jagd.
Bei Nummer 1 und Nummer 10 schöpfte Buchbinder mit großen Gesten aus dem pianistischen Vollen, eher einheitlich laut, im Anschlag eher wenig differenziert. Nicht immer organisch perlten die feinen Triller im Allegro oder die Läufe im Scherzo der Sonate G-Dur op. 14/2. Mit der Sonate Es-Dur op. 27/1 Sonata quasi una fantasia schlug Buchbinder bereits ein anderes Blatt auf, hielt die attacca subito aufeinander folgenden Sätze im Schweben, gestaltete spannungsvoll die Übergänge.
An die Sonate d-Moll op. 31/2 Der Sturm ging Buchbinder differenziert, dynamisch und organisch in Anschlag, Phrasierung und Tempo heran. Mit den geheimnisvollen Arpeggien, also jenen einzeltonweis angeschlagenen Akkorden, im erstem Satz ließ Buchbinder immer wieder die Zeit stehen, um den Kreisel der formal sehr freien „Sonate“ erneut mit angriffigem Elan anzupeitschen. In der vorwärts drängenden Sonate Es-Dur op. 31/3 Die Jagd gab es im Titel gebenden Presto wohl ein paar Turbulenzen am Gatter, aber alle Reiter blieben mit Stil und Haltung im Sattel.
So ist man den Sonaten des ersten Abends im Buchbinder’schen Beethoven-Zyklus nicht immer mit angehaltenem Atem, aber immer mit regem Interesse gefolgt. Die zweite Zugabe war übrigens eine wirklich spritzig musizierte „Bagatelle“. Auch von Beethoven.