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Vom edlen Tropfen und vom Hauswein

 

MOZART-MATINEE / BOLTON / BEZUIDENHOUT

04/07/14 Dass die fünf Sätze der Ballettmusik aus dem Idomeneo tatsächlich als Musik zum Tanzen konzipiert waren, nimmt ein Hörer unserer Tage nicht mehr vordringlich wahr. Wie aus einem Guss wirkten sie in der jüngsten Mozart-Matinee unter Ivor Bolton, sie ergänzten sich in delikater Harmonie und mit erlesenem Geschmack.

Von Erhard Petzel

Die Raffinesse der musikalischen Struktur, die differenzierten Gewebe der Bläser im Gegensatz zu kernigen Tutti, die dramatischen Gegensätze, die sich verspielt auflösen und Emotionen als elegante Paraphrasen spiegeln, werden im weiten Atem eines perfekt portionierten Ausgleichs zum geschlossenen Ganzen.

Dieser Genuss findet dann eine bemerkenswerte Überhöhung im Klavierkonzert G-Dur KV 453. Offensichtlich mitgerissen vom Impuls der Musik lauert der Ausnahmepianist Kristian Bezuidenhout auf seinen Einsatz. Die großen Gesten der Musiker stehen im angenehmen Kontrast zum lässigen Flow und dem entspannten Gestus im Untergrund der dramatisierten Emotionen.

Aus der Körperbewegung perlt mühelos das Virtuose als das Selbstverständliche. Ohne Pathos bezaubert im Andante das Duett von Oboe und Flöte, selbstvergessen setzt das Klavier sein staunendes Auslaufen entgegen, bevor es alle in den gemeinsamen Reigen lockerer Aufgeregtheiten führt. Wenn bei all der Eleganz harte Vorhalte in ihrer Abgründigkeit des Klangs überraschen, wird man erfasst von Mozarts Metaebene eines Spiels mit Emotionen, ohne dass diese mit dem Gespielten simpel zu verwechseln sind.

Unter Bravos wird der Pianist an Boltons überschwängliche Brust gedrückt, die offenen Herzen fliegen nach diesem inspirierten Erlebnis den Musikern zu.

Warum man nach der Pause dann mit der „Antretter-Serenade“ (KV 185) ein Auftragswerk an den 17jährigen Mozart? Bei aller Programmier-Tradition: Es ist so, als ob man sich nach einem erleuchteten Abend mit einem erlesenen Tropfen zuletzt mit der gediegenen Hausmarke volllaufen lässt, weil man nun schon einmal dabei ist...

Freilich: Zwei der üppig wuchernden Sätze geben Konzertmeister Markus Tomasi die Gelegenheit, als Solist zu brillieren. Im Andante eine typisch Mozart’sche Geigenkantilene, im darauffolgenden Allegro geht es dann vehement zur Sache. So nebenbei: Der Brauch, zum Abschluss des Studiums ein Werk zur Ehrung der Professoren in Auftrag zu geben, hätte sich vielleicht eine Renaissance verdient. Bei Abschlüssen zu musizieren ist in Österreich ja noch durchaus gängig. Und es müsste ja nicht gleich ein Ausdauer-Test à la Mozart-Serenaden werden.

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borggreve

 

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