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Spätromantik à la carte

FESTSPIELE / PITTSBURGH SYMPHONY / HONECK

23/08/24 Selten genug mischt ein Orchester aus Übersee in Salzburgs sommerlichem Geschehen mit. Das Pittsburgh Symphony Orchestra startete seine Tournee im Großen Festspielhaus unter Leitung seines Chefdirigenten Manfred Honeck. Klaviersolist war Yefim Bronfman. Langanhaltend und intensiv bejubelt.

Von Horst Reischenböck

Klangkörper der USA verdankten ihre heutigen Qualitäten nicht zuletzt dem frühen Einsatz engagierter Erzieher aus Europa. Das Ensemble aus Pennsylvania ist da keine Ausnahme, profitierte doch einst der Aufbauarbeit Otto Klemperers, gefolgt von Koryphäen wie Fritz Reiner, Wilhelm (der sich amerikanisiert William nannte) Steinberg – und natürlich auch Mariss Jansons. Seit mehr als 15 Jahren steht dem Pittsburgh Symphony Orchestra mit Manfred Honeck, aus Vorarlberg gebürtig, ein ehemaliges Mitglied der Wiener Philharmoniker vor. Er hatte zweimal eine Nummer Fünf vorgesehen. Aber es kam anders. Nicht wie geplant erklang Ludwig van Beethovens imperiale Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur, sondern das nicht weniger opulente Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll op. 30 von Sergej Rachmaninow. Der Programmwechsel wurde erst aus dem Programmheft ersichtlich und scheint manche Zuhörer vorerst wohl irritiert zu haben.

Rachmaninows Klavierkonzert ist derart großkalibrig gefasst, dass es sich der Komponist einst für sich selbst zur Ausführung spieltechnisch erleicherte. Nicht so jedoch Yefim Bronfman am Steinway, der sich am Donnerstag (22.8.) wieder einmal in Salzburg als gern gehörter Gast in Erinnerung rief. Vom ersten Einstieg an rückte er den Ecksätzen hindurch voll ausgefeilt begeisternd mit virtuoser Attacke bis ins finale Vivacissimo zu Leibe und verströmte sich dazwischen sehnsuchtsvoll im elegischen Intermezzo – von Manfred Honeck und den bereits zu diesem Werk in Großaufgebot angetretenen Pittsburghern in gleichem Geist leidenschaftlich aufmerksam unterstützt.

Vielleicht war’s eine gewisse nahegliegende gedankliche Querverbindung zu Gustav Mahler und dessen fast zeitgleich entstandener Fünfter, die zur Programmänderung geführt hat. Dirigierte jener doch bereits die präzise ausgefeilt perfekte zweite Aufführung von Rachmaninows Werk und wurde vom Komponisten hoch gelobt. 

Mahlers Symphonie Nr. 5 cis-Moll, jener in drei Abschnitte gegliederte Fünfsätzer, mit dem er wieder zur rein instrumentalen Form zurückfand, geriet dem Komponisten als Perfektionist in eigener Sache zum „Schmerzenskind“, das er mehrfach uminstrumentierte. Abgesehen davon, dass er  zudem die nach wie vor gebräuchliche Tonart-Benennung cis-Moll selbst als unpassend empfand, weil der eigentliche Hauptsatz an der zweiten Stelle in a-Moll steht. Dessen darin von Manfred Honeck exzessiv ausgespielte dynamische Ausbrüche ließen übrigens manche Gäste bereits unmittelbar danach fliehen. Dabei befleißigten sich die Ausführenden samt und sonders perfekter ausgewogener Dynamik in allen Schattierungen. Hervorzuheben etwa der grandiose Solohornist im Scherzo oder die prachtvoll differenziert aufspielende Streicher-Riege im berühmten Adagietto, Mahlers in Töne gefasste Liebesbotschaft an Alma. Danach beschleunigte sich das musikalische Geschehen Allegro molto bis zum definitiven Schluss. Als Zugabe erklang der letzte Walzer der Rosenkavalier Suite von Richard Strauss.

Bild: SFS / Marco Borrelli
 

 

 

 

 

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