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Triumphales Debüt

FESTSPIELE / OSLO PHILHARMONIC / MÄKELÄ

22/08/24 Der 28jährige Klaus Mäkelä, immer auf dem Sprung, hielt klug die Balance zwischen „Legt los“ und „Aufgepasst jetzt“ und legte am Pult des Oslo Philharmonic Orchestra ein fulminantes Festspiel-Debüt mit Tschaikowski und Schostakowitsch hin. Violinsolisten war Lisa Batiashvili.

Von Heidemarie Klabacher

Die Musikerinnen und Musiker des Oslo Philharmonic Orchestra, ebenso auf dem Sprung, reagierten mit Verve, Präzision und schier überbordenden Musikantentum. Spritzig und unsentimental war das Tschaikowski-Violinkonzert mit der Solistin Lisa Batiashvili.

Das Stück kann sich ziehen. Das nur da und dort „russisch“ grundierte Konzert in D-Dur, Tonart der Schwesterwerke von Beethoven und Brahms, kommt formal oft rondomäßig-klassisch daher, also mit vielen Varianten des Bekannten. Wenn der Sound des Orchesters zu pastos und der der Solovioline zu schmachtend ausfallen, wird es mühsam. Zuckerschock quasi. Das muss nicht sein!

Wie transparent und energiegeladen drängend die Lesart von Klaus Mäkelä und der stupenden Lisa Batiashvili. Eine Erzmusikantin ihrerseits, nimmt sie mit spielerischer Leichtigkeit (oft ein Klischee) die technischen Schwierigkeiten der virtuosen Läufe, mit Tiefang und bewegendem Geigenton die melodischen Bögen. Es spühen die Funken, es pulsiert die Energie. Ausflüge in Extase oder Dramatik enden nicht im Nachlassen der Spannung, sondern sind Sprungbrett für immer neue Capricen und neuerliche Steigerungen. Dass das Ganze bei allem Temperament keinem Augenblick hektisch oder überhastet wurde, machte die Wiedergabe noch fasinierender. Das Zuhören immer noch ergibiger.

Der Gesamtsound – kammermusikalisch transparent, bei Bedarf symphonisch-opulent. Wie Lisa Batiashvili etwa die halsbrecherische radikale Kadenz in die Flötenlieblichkeit des Orchesters „hineintrillerte“ wird in Erinnerung bleiben. Die Latte liegt hoh, für die nächsten, die sich an Peter I. Tschaikowskis Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 wagen.

Erhellend, wie noch nicht gehört, auch die Wiedergabe der Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 47 von Dmitri Schostakowitsch in der Lesart des 28jährigen Klaus Mäkelä. Eine perfekte Mahler-Persiflage – ohne den Trost des Originals – das Allegretto. Scharfschützen und Drohnen lauern an den Grenzen des Friedensgebietes im Largo, einer perfekt ausgeloteten Streicherstudie. Der grandiose Krawall im vierten Satz Allegro weckte Assoziationen zu einem Zug mittelalterlicher Landsknechte, der sich durch morphing in ein Heer irgendwelcher Kampfdroiden aus Star Wars verwandelte: Hoch die Laustärke, fahl die Harmonik „leerer“ Intervalle. Triumph klingt anders. Klaus Mäkelä hat Schostakowitsch verstanden, wie nur wenige ältere Kollegen vor ihm. Ein grandioses Debüt.

Bilder: SFS / Marco Borrelli

 

 

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