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Dem Leben abgelauscht

FESTSPIELE / YOUNG CONDUCTORS AWARD / YOON

11/08/24 320 Bewerber und Bewerberinnen gab es um den heurigen Young Conductors Award. Hankyeol Yoon ist der Preisträger des Vorjahres. Er präsentierte sich am Pult des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien,  auch als Komponist mit einem eigenen Werk, das zur Uraufführung kam.

Von Horst Reischenböck    

Seit 2009 findet der für seine jeweiligen Gewinner durchaus ersprießliche Wettbewerb in Salzburg statt. Mirga Gražinitė-Tyla, die in Birmingham erfolgreich in die Fußstapfen von Sir Simon Rattle getreten ist, ist eine der namhaftesten YCA-Preisträgerinnen. Nun also der längst auch über seine Heimat Korea hinaus international erfolgreiche Hankyeol Yoon am Pult des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien, dem unverzichtbaren Partner für das Preisträgerkonzert.

Hankyeol Yoon war schon als Dreijähriger fasziniert von Herbert von Karajan. Ähnlich wie sein Idol programmierte Hankyeol Yoon sein Preisträgerkonzert am Samstag (10.8.) in der Felsenreitschule – ergänzt allerdings um ein Werk aus eigener Feder: Zur Uraufführung kam die Tondichtung Grium. Hinter dem Titel verbirgt sich ein vierteldtündiger Einsätzer, der von grellen Bläserfanfaren, Schrecken der Konfrontation mit der Wirklichkeit durch den Geburtsvorgang, in sanfte impressionistische Klänge überführt und mit der Erinnerung an die Melodie der Glocken von Big Ben erstirbt. Danach der Auftritt der andalusischen Geigerin María Dueñas, 2002 in Granada geboren und ebenfalls kompositorisch wie jüngst mit Kadenzen zu Wolfgang Amadé Mozarts Violinkonzerten aktiv. Mit Manfred Honeck und den Wiener Symphonikern brillierte sie kürzlich mit dem Violinkonzert von Ludwig van Beethoven.

Im Preisträgerkonzert nun widmete sich die Spanierin hingebungsvoll dem Violinkonzert von Max Bruch. Jenem längst zum Ohrwurm mutierten Konzert für Violine und Orchester g-Moll op. 26, das zum Leidwesen seines Autors die nachfolgenden Kompositionen bis heute in den Schatten stellte.

Dueñas ließ zart das Vorspiel aufkeimen, dem Hankyeol Yoon akzentuiert dramatisch im Vollklang des Orchesterklanges korrespondierte, ehe sich beide der ausgedehnten gesanglichen Lyrik des Adagio ergaben. Rhythmisch pulsierend dann das von der Thematik her ungarisch virtuos angehauchte und technisch brillant ausgefeilte Finale. Lebhaft bejubelt.

Es folgte Pjotr Iljitsch Tschaikowski, dessen Musik, wie von einer chinesischen Studie belegt, Stimmung positiv zu beeinflussen vermag. Auch wenn die Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 Pathétique, seine Schicksals-Sinfonie ist, deren Quintessenz vom Erlöschen erzählt. Logisch, dass die normale Satzfolge vom Aufbau her dem entgegenstehen muss. Da nutzte auch diesmal der Hinweis im Programmheft nicht, dass in Beifall ausufernde Emotionen sich eigentlich verbieten. Dafür ließ Yoon die Musiker, angefangen vom eröffnenden Fagott-Solo über den schwerelos durch seinen 5/4-Takt ad absurdum führenden Walzer nach Herzenslust absolut wohldosiert spielen. Ließ dann im alles beendenden Lamento doch noch entsprechend verinnerlicht Abschied-vermittelnde Ruhe nachklingen. Eine durchaus Karajan würdige Gestaltung!   

Das Konzert wird am 20. August um 19.30 Uhr in Ö1 gesendet
Bilder: SFS / Marco Borrelli

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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