Die 1.500 Kisten sind wieder ausgepackt
FESTSPIELE / ARCHIV / WIEDERERÖFFNUNG
05/02/24 Weit hat man nicht reisen müssen, aber mit unglaublich viel Material. Das Archiv der Salzburger Festspiele ist aus dem Schüttkasten an die Adresse Neutrostraße 25 übersiedelt. In die Biedermeier-Villa an der Ecke des Quartiers Riedenburg, wo zuletzt ein Kindergarten drin war.
Von Reinhard Kriechbaum
Eine Übersiedlung nur ein paar hundert Meter durchs Neutor Richtung Westen. Aber immerhin mit mehr als 1.500 Kisten. „Fotos, Glasplatten, Skizzen, Entwürfe, Pläne, Bücher, Aufführungsmaterialien, Dokumente, Presseberichte, Protokolle und vieles mehr“, erklärt Archivleiterin Margarethe Lasinger. Die Schätze füllen am neuen Standort 860 Laufmeter Rollregale, zahlreiche Archiv- und Planschränke, einen Stahlschrsank und einen Tresor. „Erinnerungen auch an hundert Jahre europäische Kulturgeschichte“, betonte Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser bei der Presse-Vorbesichtigung heute Montag (5.2.).
Der Übersiedlung vorausgegangen war eine intensive Planungs- sowie eine siebenmonatige Umbau- und Sanierungsphase durch die Eigentümerin des Villengebäudes, die Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft mbH (gswb). Nach der Schlüsselübergabe am 22. September 2023 erfolgte die Ausstattung der Räumlichkeiten mit Mobiliar, Archivregalen, IT, Sicherheits- und Klimatechnik sowie Beleuchtung durch den Salzburger Festspielfonds – und parallel dazu der Eintransport des Archivguts.
Eine Neustrukturierung des Festspielarchivs war im Zuge der intensiven Beschäftigung mit der Institutionsgeschichte im Zusammenhang mit den Vorbereitungen der Landesaustellung Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele evident geworden. Die konzeptionelle Neuausrichtung des Archivs entwickelte Margarethe Lasinger. „Anlässlich des Jubiläums wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass wir die Geschichte der Salzburger Festspiele immer wieder neu befragen, neu erzählen müssen – dafür stehen unsere Bemühungen um eine Neubelebung und Neubewertung des Festspielarchivs“, so Markus Hinterhäuser.
Nicht nur, indem man einen großen Schauraum eingerichtet hat,soll das Archiv am neuen Standort belebend wirken. Man wünscht sich, dass die Archivalien zu Forschungen motivieren. Digitalisierung ist sowieso ein Zauberwort für Archive. Man will Kooperationen mit Universitären und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen schließen. Wichtig auch, der niederschwellige Zugangs zu fixen Archivstunden.
Ein Beispiel für effiziente Archiv-Nutzung, wie sie für die Zukunft vorschwebt, ist das FAUST 2023-Projekt im Vorjahr in der Felsenreitschule. Es ist aus der Idee eines lebendigen Archivs heraus entstanden und wird parallel zur Eröffnung des Festspielarchivs zwischen 7. und 10. Februar abermals präsentiert. Die zugehörigen Digitalisierungen der Dokumente zum Faust wurden durch die Internationale Salzburg Association unterstützt.
Das 1962 gegründete Archiv umfasst ein äußerst heterogenes Quellengut zur Festspielgeschichte. So sind neben historischen Spielplänen, Programmheften, Plakaten und unterschiedlichen Aufführungsmaterialien, Regiebüchern, Bühnenbild- und Kostümentwürfen, Schauspielmusiken etc. beispielsweise auch Baupläne der Festspielhäuser, umfassende Fotodokumente sowie Protokolle und Korrespondenzen erhalten. Zudem beheimatet es eine Fachbibliothek, (Teil-)Nachlässe bekannter Festspielpersönlichkeiten wie Oscar Fritz Schuh und den Bestand der ehemaligen Max-Reinhardt-Forschungsstätte.
Die ehemalige Villa Weizner beherbergt nun im Erdgeschoß einen Großteil des Bestandes des Festspielarchivs in einem klimatisierten und mit Rollregalen ausgestatteten Archivraum. In einem Ausstellungsraum – ebenfalls im Erdgeschoß – wird die Festspielgeschichte anhand von Objekten, Dokumenten und Artefakten veranschaulicht und mit Hilfe von Archivmaterial erzählt. Der Wintergartenvorbau, ausgestattet mit einer Jedermann-Tafel aus den 1990er-Jahren, ist den Besuchern des Festspielarchivs als Studier- und Lesebereich vorbehalten.
Es ist ein Bauwerk mit wechselvoller Geschichte. 1841 erbaut, ist es erstes Beispiel einer Vormärz-Villa in Salzburg. Sie diente als Kommandanten-Quartier im Kasernenareal, während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Jazzclub und zuletzt war ein Kindergarten drin, versteckt hinter Zäunen und Hecken. Jetzt sieht man die Villa gut – und das gewiss nicht zum Nachteil fürs Archiv, das benutzt und angeschaut sein will. So niederschwellig wie möglich, betont man seitens der Festspiele.
Archiv der Salzburger Festspiele, Neutorstraße 25 –
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Tage der offenen Tür von 7. bis 10. Februar – Die Ausstellung kann man ab 15. Februar jeweils Dienstag und Donnerstag von 10 bis 16 Uhr ohne Voranmeldung besuchen
Bilder: dpk-krie
Zum Bericht über die Ausstellung im Festspielarchiv
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