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Grenzenloser Jubel

FESTSPIELE / BARENBOIM / LEVIT / WEAD ORCHESTRA

18/08/23 Nach dem durchaus beschwerlich wirkenden (und im Großen Festspielhaus zu Salzburg keineswegs kurzen) Marsch zum Pult, war auch das Einnehmen des Dirigenten-Sessels keine Performance der Leichtigkeit. – Ganz im Gegensatz zu allem was gespielt wurde, nachdem Daniel Barenboim den Stab ergriffen hatte. Jubel ohne Grenzen für Barenboim, Beethoven und Brahms.

Von Heidemarie Klabacher

Auftritt Daniel Barenboim. Langsam, vorsichtig, fast ein wenig unsicher die Schritte. Igor Levit, eingesprungen für Martha Argerich, lässt den „gebührenden“ Auftritts-Vorsprung des Solisten nicht zu groß werden, wartet mehrmals freundlich auf den Dirigenten. Nach der – überwältigenden – gemeinsamen Wiedergabe von Beethovens erstem Klavierkonzert ist die Fürsorge des Solisten um den Maesto bei den Applausrunden geradezu mit Händen zu greifen. Mehrmals scheint Levit Barenboim den Arm zur Stütze bieten zu wollen.

Daniel Barenboim und sein West-Eastern Divan Orchestra haben auf ihrer Sommertournee nach Stationen in der Philharmonie Köln und beim Lucerne Festival, bei den Salzburger Festspielen gastiert. Ein Open-Air-Konzert in der Waldbühne Berlin stand da noch bevor: Keine geringe Herausforderung für den achtzigjährigen Barenboim. Auf dem Programm: Ludwig van Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op.15 und die Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 von Johannes Brahms.

Die durch die Absage von Martha Argerich zustande gekommene Paarung Levit/Barenboim ergab eine exemplarische Mixtur von Virtuosentum und Weisheit – bei jeweils gleichen Anteilen. Perlenketten schimmernder Klaviertöne über sanften Pizzicati. Beinah unheimliche Impulse des Fagotts. Dialoge von Klavier und Klarinette wie aus einer Klangquelle gespeist. Gemeinsame Aufschwünge strahlender Kraft: Die Dialoge mit dem Orchester und den Solistinnen und Solisten schienen davon zu erzählen, wie „Miteinander“ auch heute noch funktionieren würde, nämlich durch aufeinander hören... Facettenreicher in der Lautstärke, wie in den Klangfarben als unter Igor Levits virtuosem Zugriff ist der Solopart weder wünsch- noch vorstellbar. Und Daniel Barenboim war der souveräne Gesprächsleiter. Das war ein C-Dur-Konzert wie frisch vom Kopisten, grad wenn man „Levit und Beethoven“ bislang eher mit munter gedonnerten Klaviertransskriptionen ganzer Symphonien erlebt hat.

Die „Zweite“ Brahms war ein „exemplarischer Barenboim“. Ruhevoll mit kraftvollen Aufschwüngen und delikaten Pianissimi. Balance in Reinkultur – Barenboims Markenzeichen. Der Jubel für die Ausführenden und besonders für den – die rein physischen Anforderungen eines solchen Abend bemerkenswert bewältigenden – Maestro wollte kaum enden. Als Zugabe bescherte Igor Levit dem Publikum Augenblicke der Ruhe mit Johannes Brahms' Intermezzo op. 117/3. Das West-Eastern Divan Orchestra und Daniel Barenboim verzauberte zum guten Schluss mit Felix Mendelssohn Bartholdys Scherzo aus den Sommernachtstraum. Der Jubel kannte keine Grenzen.

Bilder: SF / Marco Borrelli

 

 

 

 

 

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