Geistliche Lebensfreude
FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / GONZÁLEZ-MONJAS
06/08/23 Das Mozarteumorchester und sein designierter Chefdirigent Roberto González-Monjas sind ein Herz und eine Seele, wie die Mozart-Matinee deutlich machte. Geistliche Musik Wolfgang Amadés stand auf dem Programm – eine Parade strahlender Festlichkeit vorwiegend in C-Dur. Eine junge Sopranistin mit Zukunftspotential war dabei auch zu entdecken.
Von Paul Kornbeck
Mozart hätte sicher seine Freude am historisch informierten, zeitlos artikulierten und energisch zupackenden Spiel des Orchesters seiner Geburtsstadt. Sonore Streicherklänge, blitzblanke Bläser und Bläserinnen, im Blech mit Originalinstrumenten, die klassischen Pauken nicht zu vergessen – da passt einfach alles.
Der mit großer Gestik und merkbarer Inbrunst anfeuernde Maestro vergaß auch nicht auf leisere Abschnitte, vor allem natürlich im balsamisch frühromantischen Ave verum corpus als meditativer Einleitung des zweiten Teils, in dem sich der sonst heftig auftrumpfende Bachchor Salzburg, partnerschaftlich einstudiert von Benjamin Hartmann, erfreulich zurückhielt. Man darf ja nicht vergessen, dass diese Werke für große Räume wie den Salzburger Dom oder St. Peter komponiert wurden, noch dazu zu besonders feierlichen Anlässen.
Der Große Saal des Mozarteums in neuem Glanz neigt bei einem vierzigköpfigen Chor mit schallenden Pauken und Trompeten zu einer gewissen Überakustik, die dem Vernehmen nach insbesondere am Rang für Lautstärken am Rande des Erträglichen sorgte. Aber das ist ja nichts Neues. „Die Stradivari unter den Konzertsälen“, um Sándor Végh zu zitieren, ist eine solche eben nur im kammermusikalischen Bereich.
Vor der Pause erfreuten zwei orchestral besetzte fanfarenartige Kirchensonaten. In jener in C-Dur KV 329 war auch die famose Organistin Michaela Aigner zu vernehmen, auf einem klanglich beliebigen Instrument im Zentrum des Orchesters. Leider kommt die große, 2010 prachtvoll restaurierte Orgel des Saals – wie die Zeit vergeht!- schon wieder kaum mehr zum Einsatz.
Nikola Hillebrand, eine Sängerin, der man auch mimisch die helle Freude an der Musik anmerkt, sang mit immenser Leuchtkraft und, ohne merkbare Anstrengung, raumfüllendem Stimmvolumen die herrliche, lebensfroh jubelnde Marien-Motette Exsultate, jubilate KV 165, einen der echten Geniestreiche des jugendlichem Mozart. Dagegen ist das Regina Coeli KV 108 noch recht konventionell, bietet aber einer „geläufigen Gurgel“ wie der von Nikola Hillebrand schöne Gelegenheiten zum Brillieren. Auch das wundersame Solo im Agnus Dei der Krönungsmesse KV 317, eine Vorwegnahme der Arie der Gräfin, Dove sono im Figaro, erklang in schönster Farbigkeit und technischer Souveränität.
Die gar nicht für eine Krönung, sondern für Salzburger Osterfeiern entstandene, doch später wegen ihrer festlichen Stimmung für allerlei Krönungen verwendete Messe bietet den restlichen Soli nur mitunter effektvolle Stichworte, welche Ema Nikolovska (Alt), Maciej Kwaśnikowski (Tenor) und Tareq Nsazmi markant lieferten. Am Ende gab es verdienten Jubel für alle Mitwirkenden.
Dennoch ist nicht einzusehen, warum die Festspiele im Gegensatz zu mittlerweile fast allen anderen Salzburger Institutionen am „Amadeus“ festhalten. So hat sich Mozart bekanntlich nie geschrieben. „Amadé“ ist mittlerweile wissenschaftlich Standard. Aber so eine international beliebte „Marke“ ist halt oft schwer zu verdrängen, auch wenn sie grundfalsch ist. Sei´s drum.
Bild: SF / Marco Borggreve