Zehn Jahre sind schon cool
FESTSPIELE / FIESTA
24/07/23 Nono hat sehr konkrete Ideen, wie er seinen zehnten Geburtstag feiern wird. In einem Büchlein macht er sich Notizen dazu, und auch seinen Freunde vom Hochhaus gegenüber ist klar: Dieser Tag wird für sie alle eine ganz besondere Fiesta.
Von Reinhard Kriechbaum
Für ihr Stück Fiesta, das die Festspiele im Rahmen des Kinder- und Jugendtheaterprogramms jung & jede*r nun im Schauspielhaus Salzburg vorstellen, ist die französische Dramatikerin Gwendoline Soublin im Vorjahr mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet worden. Aus gutem Grund. Sie war zwar nicht die einzige, der aufgefallen ist, wie negativ sich der Corona-Lockdown auf das Sozialleben der Kinder ausgewirkt hat. Aber sie hat die Problematik in ein temporeiches Bühnenstück gegossen, das ganz unmittelbar die kindliche Vorstellungs- und Gedankenwelt spiegelt.
In Fiesta geht allerdings kein Virus um, sondern es bläst ein Orkan „mit Omi-Namen“. Maria-Theresia! Warum vergeben die Erwachsenen Naturereignissen bloß so eigenartige Namen? Die Kinder hinterfragen so manche Dinge. Ist der zehnte Geburtstag tatsächlich ein Einschnitt im Kinderleben, an dem ein Schalter umgestellt wird? Wo man zu denken und zu reden anfängt „wie Leute, die ganz viele Falten haben“?
Die vier Freundinnen und Freunde erleben jetzt, angesichts des Wirbelsturms, der auch die einzig aus senkrecht herunter hängenden Bändern bestehende Bühne ordentlich durcheinander wirbelt, das „allgemeine Eingesperrtsein“. Im Hochhaus haben sie es vergleichsweise gut getroffen, sie können ja zueinander kommen. Aber Nono, im Haus gegenüber? Der steht nur traurig hinter dem Fenster. Die Kommunikation mittels in die Windbö geworfener Papierknäuel (und Turnschuhe) funktioniert nicht. Besser geht es mit Papierfliegern. Aber was soll aus der Fiesta werden?
Die Inszenierung von Joachim Gottfried Goller, mit den wirbeligen jungen Darstellern Juliette Larat, Ludwig Michael, Riccardo Pallotta und Ines Maria Winklhofer, imaginiert mit einfachsten Mitteln, aber einem hohen Grad an kindgemäßer Empathie, was so viele junge Leute in Lockdown-Zeiten empfunden haben mögen. Rührend, wenn sich Nonos Freundin Kassiopeia aufmacht, ihn trotz Verbot zu besuchen. Ein riesiges Gurkenglas trägt sie mit sich, auf dass der Wirbelsturm sie nicht verwehe. Aber es passiert ohnedies Unvorhergesehenes, noch bevor sie das Haus verlässt. Und was an diesem Abend doch sehr gut ausgeht nimmt später, ganz unerwartet, eine melodramatische Wendung, aber das darf hier nicht verraten werden.
Gut, dass dieses sehenswerte und liebevoll inszenierte Stück so wie andere Produktionen von jung & jede*r im April und Mai schon an vielen Orten im Bundesland Salzburg gezeigt wurde.
Weitere Aufführungen am 27. Juli sowie am 4., 13. und 20. August im Schauspielhaus-Studio – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli